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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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die humane Existenz hinein. Gerade umgekehrt kann man mit dem von Achterhuis<br />

vorgestellten Gilbert Hottois die Ansicht vertreten, das spezifisch Menschliche sei als<br />

immanent zur Evolution gehörig zu verstehen. „Es kommt nicht als eine Übernatur,<br />

ein göttlicher Funke oder ein besonderer Geist von außen.“ 152 (Übersetzung von mir)<br />

Ebenso wenig wie Wissenschaft und Technologie als selbstständige Entitäten über<br />

die Menschen hereinbrechen, sondern Erscheinungen darstellen, die offensichtlich<br />

aus dem Evolutionsprozess heraus entstanden sind und mit dem heutigen Menschen<br />

und seinem heutigen Kenntnisstand keineswegs abgeschlossen zu sein brauchen.<br />

Es ist deshalb notwendig, die Offenheit für die Zukunft zu bewahren „damit<br />

nicht krampfhaft im Namen von so etwas wie dem Wesen des Menschen neue<br />

technologische Schritte zurückgewiesen werden müssen.“ 153 (Übersetzung von mir)<br />

Die von Achterhuis schon vor mehr als einem Jahrzehnt formulierte Position versieht<br />

den Ansatz Fukuyamas mit einem grundsätzlichen Fragezeichen.<br />

Nach diesen kritischen Anmerkungen möchte ich abschließend aber noch<br />

einen Punkt des Fukuymaschen Gedankenganges positiv hervorheben, wird doch<br />

durch ihn die in diesem Buch vertretene Notwendigkeit eines bioethischen<br />

Neuansatzes unterstrichen: es handelt sich um Fukuyamas Ausführungen zur<br />

Autonomie. Er schreibt: „Much in contemporary culture supports the view that moral<br />

autonomy is the most important human right.” 154 Diese hohe Bewertung der<br />

Autonomie gehe gepaart mit einer weitverbreiteten Fehlinterpretation.“Contemporary<br />

understandings of individual autonomy … seldom provide a way to distinguish<br />

between genuine moral choices and choices that amount to the pursuit of individual<br />

inclinations, preferences, desires, and gratifications.” 155<br />

Während bei Kant die Autonomie des Subjekts gerade darin bestanden habe,<br />

sich dem moralischen Gesetz zu unterwerfen, habe sich das Konzept in der<br />

Gegenwart vielfach verselbständigt. Dass eine Tat selbstbestimmt ist, werde als<br />

hinreichende Legitimation betrachtet, unabhängig von den mit ihr verfolgten Zielen.<br />

Dabei werde völlig außer Acht gelassen, dass selbstbestimmt, ‚autonom’ nicht schon<br />

das sich von äußerer Bevormundung befreiende Individuum ist, sondern erst<br />

152<br />

Achterhuis 1992. S. 170<br />

153<br />

Ebd.<br />

154<br />

Francis Fukuyama. 2002. S. 123<br />

111

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