WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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„Geht man davon aus, dass der Mensch ein sittlich handelndes Subjekt<br />
ist, dann müssen mit der Würde die Bedingungen geschützt werden, ohne die<br />
der Mensch nicht wollen und handeln kann. Geschützt werden also nicht die<br />
Erfüllungsbedingungen des Menschseins. Deren Bedingungen wären abhängig<br />
von der Gestalt der Erfüllung, der sie dienen soll; und über die Gestalt sind die<br />
Menschen der verschiedenen Zeiten und Kulturen bekanntlich verschiedener<br />
Meinung. Was zu schützen ist, sind die ‚Anfangsbedingungen’ (Höffe, 1991,<br />
24) des Menschseins, ohne die überhaupt kein auf das Ziel des gelingenden<br />
Lebens gerichtetes Handeln möglich ist. Sie stellen keine hinreichenden<br />
Bedingungen des gelungenen Menschseins dar, wohl aber notwendige. Als<br />
solche sind sie angeboren und unveräußerlich, also kulturinvariant und allem<br />
staatlichen Denken vorliegend.“ 160<br />
Diese Anfangsbedingungen, bzw. Bedingungen der Möglichkeit in Bezug auf<br />
biotechnologische Entwicklungen zu reflektieren, erscheint mir außerordentlich<br />
wichtig. Sie weisen hin auf Minimalvoraussetzungen, die durch Innovationen nicht<br />
untergraben werden dürfen und skizzieren damit gewissermaßen den Hintergrund,<br />
vor dem diese sich bewähren müssen. Wir kommen später darauf zurück.<br />
An dieser Stelle sei festgehalten, dass Ethik in ihrer per definitionem<br />
festgelegten Eigenschaft als Reflexion menschlichen Handelns 161 nie losgelöst von<br />
den naturalen Voraussetzungen jeglichen Tuns betrieben werden kann. Und<br />
‚natürlich’, d.h. evidenterweise, um das von Honnefelder Ausgeführte aufzunehmen,<br />
interpretieren die Begriffe Person und Mensch sich wechselseitig. Dass andrerseits<br />
diese naturalen Voraussetzungen in Gänze und abschließend zu verstehen und<br />
festzulegen wären, erscheint mir dabei mehr als fraglich. Einsichten in die<br />
Evolutionsgeschichte vermitteln einen Eindruck davon, dass Leben im Fluss ist,<br />
permanenten Wandlungen unterliegt. Und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
der Gegenwart liefern vielfältige Hinweise auf die extremen<br />
Entwicklungsmöglichkeiten menschlicher Potentiale. Auf der Basis dieser Erfahrungen<br />
159 Ludger Honnefelder. 1996. S. 256<br />
160 Ludger Honnefelder. 1996. S. 259<br />
161 Vgl. Georg Wieland in : Ludger Honnefelder. 1998. S. 13