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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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der Versuch, daraus den dominanten Modus des Umgangs mit Existenz machen zu<br />

wollen, muss scheitern. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungstatsache, dass, wird<br />

das Kontrollbedürfnis zum alles beherrschenden Moment, es seine<br />

angsteindämmende Funktion verliert, ja im Gegenteil bewirkt, dass das noch nicht<br />

vollständig Kontrollierte umso größere Angst auslöst. Und eine auch nur annähernd<br />

vollständige Kontrolle der Lebensvorgänge auf diesem Planeten ist nach<br />

menschlichem Ermessen nichts anderes als eine rührende Illusion.<br />

Stattdessen die Lebensfreude als das übergeordnete Ziel menschlichen<br />

Strebens ins Zentrum zu rücken und ein Nachsinnen über sie sowohl bei den<br />

Akteuren wie bei den Rezipienten der technologischen Evolution zu stimulieren, stellt<br />

den Versuch dar, den Gefahren, die mit der geschilderten Einseitigkeit verbunden<br />

sind, entgegenzutreten. Und dies nicht zuletzt deswegen, weil das angestrengte<br />

Bemühen, mithilfe von Technik Angst einzudämmen als alleiniges Bestreben dem<br />

menschlichen Potential nicht gerecht wird und damit seiner nicht würdig ist. Jenseits<br />

der Angstbewältigung stehen dem Menschen unermessliche Spielräume für ein<br />

freudiges, lustvolles Leben im Geiste Epikurs offen, und es wäre schade, wenn er<br />

sich bei der Bewältigung eines Störfaktors völlig verausgaben würde, im Glauben,<br />

damit schon am Ziel zu sein.<br />

Zunächst noch einige Anmerkungen zum Sprachgebrauch: Eudaimonia, die<br />

hier herangezogene Bezugsgröße, firmiert in der Philosophie üblicherweise als<br />

Glückseligkeit. Sie wird vielfach synomym verwendet mit makarioteta und eutychia.<br />

Inhaltlich mischen sich in den Begriffen die Bedeutungshorizonte von glücklich sein,<br />

Glück haben, Mazzel haben, ein glückliches Los haben. 190 Übersetzt wird gewöhnlich<br />

mit glücklich oder selig, oder eben glückselig.<br />

Ich habe mich entschlossen, mit Lebensfreude eine etwas andere Übersetzung<br />

zu wählen. Dabei nutze ich den Deutungsspielraum von eudaimonia und<br />

makarioteta 191 und bewege mich dabei in etwa in den Fußspuren Epikurs, der<br />

190 McMahon. 2005. S. 25<br />

191 Vgl. Daniel McMahon. 2005. S. 87 Im Zusammenhang mit seiner Besprechung der Bergpredigt<br />

schreibt er folgendes: „Für ‚selig’ hat das Latein der Vulgata beatus, der ursprüngliche griechische<br />

Text makarios. Englische Übersetzungen haben blessed, ‚gesegnet’, aber happy, ‚glücklich’ wäre auch<br />

eine gute Übersetzung. Die Französische Bibelübersetzung hat heureux, das ist abgeleitet von dem<br />

altfranzösischen heur. Vielsagender ist der ursprüngliche griechische Term makarios, der durch<br />

klassische griechische Autoren wie Plato und Aristoteles benutzt wurde in der Bedeutung von<br />

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