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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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9. Die Zielgruppe medizinischen Handelns verändert sich- und damit die<br />

Arzt/ Patienten - Beziehung<br />

Daneben ist ein weiterer Wandlungsprozess zu beobachten. In der kurativen<br />

Medizin geht es normalerweise um die Beratung und Behandlung von Kranken, also<br />

Patienten. In der durch die neuen Technologien zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnenden prädiktiven oder präklinischen Medizin dagegen steht die Untersuchung<br />

und Beratung genetisch potentiell disponierter, aber präsymptomatischer Personen<br />

im Vordergrund, die üblicherweise als Klienten bezeichnet werden.<br />

Hinzu kommt, dass die bei diesem Personenkreis bezüglich etwaiger<br />

Dispositionen ermittelten Befunde nicht nur für die untersuchte Person, sondern auch<br />

für Drittpersonen, wie Nachkommen und andere Angehörige relevant sind. „Es<br />

handelt sich daher insofern nicht um die vertraute ‚duale Arzt/ Patient – Beziehung’,<br />

sondern unter Umständen um eine Klienten- und Beratungsgemeinschaft unter<br />

Einschluss komplexer Interessenkonflikte. Diese Konflikte können grundsätzlich und<br />

könnten zukünftig häufiger auch als Rechtskonflikte auftreten, in denen sich<br />

widerstreitende Selbstbestimmungsrechte gegenüberstehen.“ 64 Welcher Art diese<br />

Konflikte sein können wird anhand mannigfaltiger Beispiele von Tom L. Beauchamp<br />

und James F. Childress in ihrem richtungsweisenden, 2001 erschienenen<br />

Standardwerk Principles of Biomedical Ethics ausgeführt.<br />

Zur Illustration der Komplexität von durch neue Technologie ermöglichten<br />

Konstellationen soll an dieser Stelle ein einziger Fall angeführt werden:<br />

Ein Kind mit einer schweren Niereninsuffizienz benötigt eine<br />

Organtransplantation. Die Familienmitglieder werden untersucht, um einen<br />

möglichen Spender zu identifizieren. Es stellt sich heraus, dass der Vater der<br />

einzig infrage kommende Donor ist. Der Vater lehnt für sich die Organspende<br />

aber ab und bittet den behandelnden Arzt die Tatsache seiner potentiellen<br />

Eignung vor seiner Frau geheim zu halten, da er fürchtet, sie würde für seine<br />

Haltung kein Verständnis aufbringen. 65 Dadurch gerät der Arzt in eine<br />

missliche Lage. Er ist gezwungen, zwischen den verschiedenen Interessen der<br />

ihn um Rat suchenden Familie zu unterscheiden und zum Schutz der<br />

Persönlichkeitsrechte einer Partei innerhalb des Systems einer anderen Partei<br />

64 Reinhard Damm. 1999. S. 441<br />

65 Tom L.Beauchamp and James F. Childress. 2001. S. 342<br />

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