WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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sehen werden – auch in der modernen Philosophie der Lebenskunst nichts von seiner<br />
Aktualität verloren hat. 221<br />
Die Lebenskunst wurde darüber hinaus im 17. und 18 Jahrhundert vertreten<br />
von zahlreichen anderen Autoren wie etwa dem spanischen Jesuiten Balthasar<br />
Graci�n, dem französischen Schriftsteller Fran�ois de La Rochefoucault, dem<br />
englischen Politiker und Philosophen Anthony Ashley Shaftesbury oder dem<br />
französischen Staatstheoretiker und Schriftsteller Charles – Luis des Montesquieu.<br />
Nach einem neuerlichen kurzen Aufflackern der Suche nach der Kunst zu leben<br />
in der Frühromantik trat ein solcherart verstandenes Philosophieren dann hinter die<br />
„Rationalität der wissenschaftlichen Systembildung und der Moralität der auf<br />
Pflichterfüllung gegründeten Gesellschaft“ zurück. Im zwanzigsten Jahrhundert<br />
schließlich verschwand es, wie Schmid so schön formuliert, gänzlich ‚im Orkus der<br />
Moderne.’ 222 In den siebziger Jahren dann nahm Michel Foucault (1926 – 1984) mit<br />
seinem Buch Le souci de soi den Faden wieder auf und initiierte eine erneute<br />
Wiederbelebung der philosophischen Lebenskunst.<br />
In der Gegenwart stößt sie von vielerlei Seiten auf Interesse. Angesichts<br />
diffuser, komplexer Problemlagen in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen und vor<br />
dem Hintergrund der Verflüchtigung weltanschaulicher Bindungen suchen Menschen<br />
zunehmend in der philosophischen Lebenskunst Orientierung für die Bewältigung der<br />
sich andienenden Aufgaben. Gesucht wird nach einer existentiellen Orientierung, die<br />
die Kernfragen der Existenz berührt und die eine reflektierte Verortung des Denkens<br />
und Handelns ermöglicht. Bücher über die philosophische Lebenskunst finden großen<br />
Zuspruch und der Verlag Suhrkamp hat mit der Reihe Bibliothek der Lebenskunst, die<br />
die alte Frage nach der »richtigen« Gestaltung des Lebens aufgreift, und sich<br />
versteht „als eine Sammlung von Reisebegleitern durch unsere Lebenswelten“, die<br />
sich bewegt zwischen Literatur und Wissenschaft, 223 offensichtlich den Nerv der Zeit<br />
getroffen. Dass einer ihrer derzeit renommiertesten Autoren, Wilhelm Schmid<br />
nämlich, der freiberuflich als Philosoph, Schriftsteller und Hochschuldozent tätig ist,<br />
221 Schmid schreibt: „So ausgebildet und eingeübt wird das Gespür in der Ästhetik der Existenz zur<br />
Kunst des mehrfachen Blicks: Des Zurückblickens, Umsichblickens, Vorausblickens, des praktischen<br />
Einblicks in Besonderheiten und Einzelheiten, des theoretischen Überblicks über strukturelle<br />
Bedingtheiten und Möglichkeiten, verbunden mit der reflexiven Haltung, die von der Distanz des Blicks<br />
begünstigt wird.“ 1998. S. 199<br />
222 Vgl. für den ganzen Abschnitt Wilhelm Schmid. 1998. II S. 3<br />
223 Vgl.: http://www.suhrkamp.de/themen/dossier.cfm?id=98 [abgerufen am 23.03.07]<br />
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