WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
VI. KAPITEL DIE FURCHT – EINE VETERANIN DER<br />
TECHNOLOGIEREFLEXION<br />
Hans Jonas<br />
Den Grandsigneur der Technologiereflexion habe ich ihn in der Einleitung<br />
genannt. Hans Jonas, 1903 im Rheinland als Sohn einer jüdischen Fabrikantenfamilie<br />
geboren, war Zeitzeuge fast des ganzen zurückliegenden Jahrhunderts. Er studierte<br />
bei der theologischen und philosophischen Elite Deutschlands, Rudolf Bultmann, Karl<br />
Jaspers, Edmund Husserl und Martin Heidegger und machte sich früh mit seiner<br />
Dissertation einen wissenschaftlichen Namen als Gnosis – Experte. Eine enge<br />
Freundschaft verband ihn mit Hannah Arendt. 1933 sah er sich gezwungen<br />
auszuwandern. Sein Weg führte ihn zuerst nach London, zwei Jahre später nach<br />
Palästina. Obwohl ‚ein Gelehrter wie er im Buch steht’, entschloss er sich angesichts<br />
der politischen Verhältnisse dazu, sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst zu melden.<br />
Von 1940 bis zum Kriegsende kämpfte er als britischer Soldat in der jüdischen<br />
Brigade, von 1948 bis 1949 war er Soldat der israelischen Armee. Später ließ er sich,<br />
inzwischen verheiratet und Vater von drei Kindern, in Kanada und den USA nieder,<br />
und beschäftigte sich, als Professor an verschiedenen Universitäten tätig, zunehmend<br />
mit Fragen der biotechnologischen Moderne. Internationale Bekanntheit erhielt er vor<br />
allem durch sein 1979 erschienenes Buch Das Prinzip Verantwortung, für das er in<br />
Deutschland mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt wurde. Jonas<br />
starb 1993 in Amerika.<br />
Für Jonas war der Fortbestand der Menschheit, nicht des Einzelnen, das<br />
vorrangige ethische Prinzip. „Der erste Imperativ: dass eine Menschheit sei“ 162 war<br />
für ihn - im Unterschied zu Kant - der einzige Imperativ, dem die Qualität des<br />
kategorischen, das heißt unbedingten zukommt. Diesem seien alle hypothetischen<br />
Imperative, die Aussagen darüber treffen, welche Pflichten gegenüber Menschen zu<br />
beachten sind, w e n n es in Zukunft Menschen gibt, nachgeordnet. Der Jonassche<br />
Imperativ besagt, „dass wir zwar unser eigenes Leben, nicht aber das der<br />
Menschheit wagen dürfen; ... dass wir nicht das Recht haben, das Nichtsein künftiger<br />
Generationen wegen des Seins der jetzigen zu wählen oder auch nur zu wagen.“ 163<br />
162 Hans Jonas.1979. S. 90<br />
163 Hans Jonas. 1979. S. 36<br />
117