WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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einem immer vertiefteren Verständnis des Guten, Wahren, Schönen findet und darin<br />
zur Glückseligkeit gelangt, betrachtete Aristoteles die Dinge etwas pragmatischer. Er<br />
räumte äußeren Gegebenheiten wie beispielsweise einer guten Herkunft, Freunden,<br />
Kindern, Gesundheit, Schönheit, Kraft, Ansehen usw. den Status von notwendigen<br />
Voraussetzungen ein, auf deren Basis der Mensch eine glückliche Existenz finden<br />
kann, so er denn durch lebenslange Einübung und im Gebrauch seines Verstandes<br />
Tugenden wie Großmütigkeit, Bescheidenheit, Maßhalten usw. entwickelt.<br />
Ursprünglich, das heißt in der Zeit vor den genannten Denkern, gab es im<br />
klassischen Griechenland ein ganz anderes Verständnis. In den antiken Schriften aus<br />
den Federn Homers, Hesiods und Herodots war von Glück oder Glückseligkeit nur im<br />
Zusammenhang mit einem Helden oder einem Gott die Rede. Glück wurde als eine<br />
ungewöhnliche und wundersame Fügung betrachtet, derer nur Ausgewählte durch<br />
unergründlichen Götterwillen teilhaftig werden konnten. Erst als sich im Zuge<br />
politischer Veränderungen der Gedanke etablierte, Menschen könnten in einem<br />
demokratischen Staatswesen Einfluss auf ihre Geschicke nehmen, wich der bis dahin<br />
verbreitete Fatalismus allmählich der Idee, ein jeder sei seines Glückes Schmied.<br />
Seitdem ziehen sich die Versuche, der Glückseligkeit habhaft zu werden und<br />
darzulegen, was sie im Wesen ausmacht, wie ein roter Faden durch die<br />
Philosophiegeschichte. Dabei werden häufig sich ergänzende, aber auch ganz<br />
unterschiedliche Einschätzungen propagiert. Ist die Glückseligkeit beispielsweise für<br />
Kant die größtmögliche Übereinstimmung mit den Forderungen der Sittlichkeit, wird<br />
sie aus der Perspektive des Utilitarismus als das größtmögliche Glück der<br />
größtmöglichen Zahl von Menschen betrachtet. In der Gegenwart wird Glück<br />
vorrangig als subjektiver Status oder emotionale Befindlichkeit aufgefasst, die dem<br />
modernen Menschen als Aufgabe, wenn nicht als Pflicht zuteil wird.<br />
Wenn ich mein Verständnis von Lebensfreude zu diesen Glücksvorstellungen<br />
in Beziehung setze, wird folgendes augenfällig: Lebensfreude im von mir intendierten<br />
Sinn meint nicht eine unberechenbar - sei es vom Zufall oder vom Götterwillen<br />
bestimmt - über den Menschen hereinbrechende Zuständlichkeit, im Sinne der<br />
altgriechischen Denker. Aber auch als ein aus einer tugendhaften Existenz<br />
hervorströmendes Bewusstsein im Sinne Sokrates’, Aristoteles’ oder Kants ist sie nur<br />
unzulänglich zu fassen.<br />
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