WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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X. KAPITEL DIE HEURISTIK DER LEBENSFREUDE, DER PROTEINCHIP<br />
UND DAS GESUNDHEITSWESEN<br />
Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen komme ich nun zurück auf unser<br />
Hauptanwendungsbeispiel, den Proteinchip. In Bezug auf diese<br />
medizintechnologische Novität soll nun die Heuristik der Lebensfreude exemplarisch<br />
validiert, das heißt hinsichtlich ihrer Tauglichkeit als Orientierungshilfe überprüft<br />
werden.<br />
Ich bitte Sie, mit mir zusammen noch einmal den Bogen weit<br />
zurückzuschlagen zum ersten Kapitel. Erinnern wir uns: Bei dem Proteinchip handelt<br />
es sich um ein diagnostisches Werkzeug, mit dem eine Vielzahl von<br />
Proteinexpressionen in Körperflüssigkeiten (Liquor, Blut etc.) simultan quantitativ<br />
analysiert werden kann. Es waren – jenseits der durch den Chip zu erwartenden<br />
Qualitätssteigerung von Diagnose und Prognose - vor allem drei Punkte, die den<br />
Proteinchip für unseren Kontext interessant machen: Erstens: Anhand des Chips wird<br />
die individuelle Lebensführung abbildbar werden; das heißt<br />
Ernährungsgewohnheiten, sportliche Aktivitäten, Medikamenteneinnahme usw.<br />
werden anhand eines detaillierten Proteinprofils in bislang so nur schwer zu<br />
realisierender Weise nachvollziehbar.<br />
Und zweitens: Die individuelle Lebensführung wird nicht nur grundsätzlich<br />
abbildbar, sondern sie wird, wenn der Proteinchip hält, was er verspricht, und mit<br />
ihm durchgeführte Analysen zur Standardmethode avancieren, auch routinemäßig bei<br />
jeder gängigen, von einem Arzt in Auftrag gegebenen, Laboruntersuchung gleichsam<br />
als Nebenprodukt tatsächlich abgebildet werden. Damit erhält das individuelle Tun<br />
einen wesentlich höheren Stellenwert im medizinischen Kontext als bislang. Das ist<br />
ein wichtiges Moment. In Zukunft wird der Zusammenhang zwischen Tun und<br />
Ergehen auf physiologischer Ebene immer besser analysierbar werden. Patientinnen<br />
werden sich mehr und mehr auf ihren persönlichen Anteil an ihrer gegenwärtigen<br />
(Miß-) befindlichkeit ansprechen lassen müssen und verborgene selbstschädigende<br />
Verhaltensweisen werden nach außen hin zunehmend transparenter werden.<br />
Schließlich bietet der Proteinchip drittens ganz neue Möglichkeiten der<br />
Selbstbeobachtung. Im häuslichen Kontext eingesetzt, könnte er den Nutzern eine<br />
differenzierte Kontrolle ihrer Körperfunktionen ermöglichen, und sie in der Sorge für<br />
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