WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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ungeahnte Einblicke in die physiologischen Prozesse in unserem Innern eröffnen.<br />
Und wenn die Rahmenbedingungen seiner Anwendung klug gestaltet werden, dann<br />
können diese Informationen nicht nur insgesamt zur Selbstmächtigkeit beitragen,<br />
sondern sie können auch auf eine Weise dargeboten werden, die die Menschen<br />
anspricht und ihnen Spaß macht, Glückshormone freisetzt, und sie damit motiviert,<br />
etwas für sich zu tun.<br />
Heute ist es so, dass diagnostische Befunde, unabhängig von der Methode,<br />
mit der sie erhoben werden, vielfach noch der basalsten Anforderung, die an sie zu<br />
stellen ist, nicht gerecht werden, nämlich der, für die, die sie betreffen, verständlich<br />
zu sein. Wie die lateinischen Messen des Mittelalters übermitteln sie eine intensive<br />
Emotionen weckende Botschaft, lösen Staunen, Ehrfurcht oder Angst aus, ihr<br />
Textsinn, dass heißt ihr faktischer Informationsgehalt, aber erschließt sich nur den<br />
Eingeweihten. Eine Reformation ist hier längst überfällig, und ein Instrumentarium<br />
wie der Proteinchip böte die Chance, eine ähnlich aufklärerische Wirkung zu entfalten<br />
wie die Übersetzungsarbeit Luthers in seinem Studierzimmer auf der Wartburg, mit<br />
der er die biblischen Texte dem ‚gemeinen’ Volk zugänglich machte. Es kommt jetzt<br />
nur darauf an, aus dieser modernen Reformation, eine epikureische zu machen und<br />
die medizinische Aufklärung an der Lebensfreude und ihren Möglichkeitsbedingungen<br />
zu orientieren.<br />
Wie kann das gelingen? Zum Beispiel, indem das Design<br />
medizintechnologischer Instrumentarien und verwandter Hilfsmittel so gewählt wird,<br />
dass es der übergeordneten Zielsetzung, der das Produkt dient, also der<br />
Lebensfreude, Rechnung trägt und zwar in der Weise, dass diese Zielsetzung bereits<br />
in die Struktur des Produkts, oder, wie im Fall des Proteinchips, in die Struktur der<br />
Kommunikation der mittels des Chips erhobenen Daten integriert ist. Was ist damit<br />
gemeint?<br />
Die Überlegung basiert auf dem von Hans Achterhuis propagierten Ansatz zur<br />
Moralisierung der Apparate 298 . Achterhuis plädiert dafür, Apparate so zu<br />
konstruieren, dass die angemessene Art der Nutzung sich quasi von selbst ergibt.<br />
Anstatt Menschen durch permanentes moralistisches Gerede davon überzeugen zu<br />
wollen, sich ethisch korrekt zu verhalten, sei es sinnvoller, die für gut befundenen<br />
298 Hans Achterhuis.1995. S. 219ff.<br />
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