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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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ergriffen werden muss, weil nun einmal nicht mehr finanzielle Mittel zu Verfügung<br />

stehen, sondern ein Mittel zur Lebensfreude, und wirkt damit intrinsisch motivierend.<br />

Damit dieser Gedanke nicht zur opportunistischen Schönfärberei verkommt, ist<br />

es allerdings wichtig, dass sich die Gesellschaft als Ganzes über die eudaimonistische<br />

Grundausrichtung verständigt und auf der Basis ihrer biophilen Orientierung auch die<br />

gesamtgesellschaftliche Balance, die sich in einem größtmöglichen Maß von<br />

Gerechtigkeit ausdrückt, im Blick behält, 287 und sich nicht etwa anschickt, die<br />

Selbstgenügsamkeit und Bescheidung mit dem Hinreichenden vor allem denjenigen,<br />

die sich nichts anderes leisten können, als Ideal vorzugaukeln. Eine an der<br />

Lebensfreude orientierte Gesellschaft, die mit Epikur weiß: „Der gerechte Mensch<br />

erfreut sich des größten Seelenfriedens, während der ungerechte übervoll ist von<br />

Unfrieden“ 288 , wird nur ein begrenztes Maß an Divergenz in der<br />

Gesundheitsversorgung für die verschiedenen sozialen Gruppen zuträglich finden.<br />

Und sie wird aus diesem Gedanken heraus vor allem für alle Kinder den Zugang zu<br />

einer allgemein für gut und sinnvoll erachteten Gesundheitsversorgung gewährleisten<br />

wollen. Über diesen Themenkomplex wäre noch Vieles zu sagen, es würde aber den<br />

Rahmen der vorliegenden Studie sprengen und muss deshalb einer anderen<br />

Untersuchung vorbehalten werden. 289<br />

Damit komme ich zu einem anderen Terrain, auf dem sich, vor dem<br />

Hintergrund einer an Lebensfreude ausgerichteten Gestaltung des<br />

Gesundheitswesens, die Reflexion des Aspektes Balance als sinnvoll erweist: es ist<br />

das Terrain der medizinischen Datengenerierung –, Darstellung - und<br />

Kommunikation. Hier sticht eine auffallende Einseitigkeit ins Auge. Diagnose - und<br />

Analysemethoden produzieren Informationen in der Form von kognitiv zu<br />

rezipierenden Mitteilungselementen. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden als<br />

Kurven oder Zahlen dargestellt. Komplexe Geräte aus Kunststoff und Metall, die eine<br />

287 Vgl. die Diskussion um die Befähigungsgerechtigkeit, nach der dem Staat die Aufgabe zukommt,<br />

Freiheits – und Teilnahmespielräume zu eröffnen, die es Menschen erlauben, ihre Vorstellungen vom<br />

Leben in der vollen Nutzung ihres Potentials und in Selbstachtung zu verwirklichen. Das Konzept geht<br />

zurück auf den Ökonomen und Nobelpreisträger Amartya Kumar Sen und auf die bereits eher<br />

erwähnte Philosophin Martha Nussbaum.<br />

288 Epikur. 1988. S. 67<br />

289 In der Diskussion um das Gesundheitssystem macht sich in Deutschland vor allem Karl Lauterbach<br />

vehement dafür stark, dass im Interesse der Chancengleichheit allen Kindern gleiche<br />

Zugangsmöglichkeiten zu Gesundheit und Bildung offengehalten werden.<br />

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