WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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XI. KAPITEL DIE BEDEUTUNG DER HEURISTIK DER LEBENSFREUDE IN<br />
DER PRAXIS<br />
Ich möchte eine Reihe von Vorschlägen unterbreiten: Ganz grundsätzlich geht<br />
es zuallererst darum, den in diesem Buch vorgestellten Gedankengängen Gehör zu<br />
verschaffen. Es geht darum, das Bewusstsein und die Begeisterung für die<br />
Möglichkeit zu wecken, aus dem Leben ein Kunstwerk zu machen und dabei<br />
Lebensfreude als entscheidenden Maßstab - ganz grundsätzlich und eben auch in der<br />
medizinischen Versorgung - zu etablieren. Dafür eignen sich prinzipiell alle Kanäle<br />
der Ideenvermittlung und die intrinsische Überzeugungskraft der Lebensfreude wird<br />
das ihre zum Erfolg dieses Prozesses beitragen.<br />
Dazu gehört es, wo immer sich die Gelegenheit bietet, die<br />
geistesgeschichtlichen Wurzeln der Heuristik der Lebensfreude zu erläutern und im<br />
Schulterschluss mit der Philosophie der Lebenskunst auf leicht verständliche Weise<br />
Zugänge zum philosophischen Menschheitswissen zu eröffnen. Die Gegenwart<br />
braucht diese Unterstützung durch die Tradition, weil die Herausforderungen der<br />
Moderne so grandios, die Entwicklungsgeschwindigkeit der Technologie so hoch, und<br />
die Notwendigkeit zur Ausbildung gesellschaftlicher und individueller<br />
lebenskünstlerischer Weisheit so groß ist, dass eine Generation dies alles gar nicht<br />
leisten kann. Das ist aber auch gar nicht nötig, weil die richtungsweisenden Ideen<br />
alle längst vorhanden sind und nur in ihrer Bedeutung für die Fragen der Gegenwart<br />
erschlossen werden müssen.<br />
Lebensfreude kann so zu einem zentralen Topos im medizinischen Diskurs<br />
werden. Patienten und Ärzte können sich über dieses übergeordnete Ziel des<br />
medizinischen Handelns verständigen und gemeinsam überlegen, welche<br />
Konsequenzen daraus für die Therapie, ihr Ziel und die Art ihrer Durchführung zu<br />
ziehen sind. Allein schon dadurch werden Patientinnen wieder mehr zu Subjekten des<br />
Geschehens und das ist ihnen in jedem Fall zuträglich, weil, wie wir schon von<br />
Hippokrates wissen, Gesundheit „ganz stark damit zu tun hat, ob man die Kontrolle<br />
über seine Umgebung besitzt, sich selbst und dem eigenen Körper vertraut, und<br />
einigermaßen weiß, wie man damit umzugehen hat.“ 292<br />
292 Hans Achterhuis. 2004<br />
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