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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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nicht eine katastrophale, destruktive Angelegenheit sein muss. Vielmehr kann man<br />

ihn als einen der konstruktivsten, positivsten und kreativsten Bestandteile der Kultur<br />

und des Lebens ansehen“. 273 So betrachtet stellt er ebenso wie eine zu behandelnde<br />

Krankheit eine Herausforderung dar, die dem medizinischen Personal ein hohes Maß<br />

an Kenntnis, Geschicklichkeit und Mut abverlangt, die in diesem Fall nicht für die<br />

richtige Diagnose und Therapie, sondern für einen wissenden Umgang mit dem<br />

Geschehen des Sterbens benötigt werden.<br />

Wer von Menschen mit Erfahrung und Kompetenz auf diesem Gebiet an die<br />

Hand genommen wird, wenn seine Stunde gekommen ist, hat Glück. Früher rief man<br />

in diesen Fällen nach den Priestern und Pfarrern. In einer zunehmend säkularisierten<br />

Welt wird die Sterbebegleitung mehr und mehr auch zur Aufgabe des<br />

Pflegepersonals und der medizinischen Fachkräfte.<br />

Vor allem aber ist sie eine Aufgabe für jeden einzelnen Menschen selbst. Die<br />

Auseinandersetzung mit dem Sterben ist ein Lehrhaus fürs Leben. Aber nicht nur<br />

deswegen ist sie notwendig. Es geht auch darum, Kenntnisse zu sammeln und<br />

Handwerkszeug zu entwickeln, um tatsächlich für das Sterben gewappnet zu sein,<br />

um zu wissen, wie man ihm notfalls auch allein begegnen kann, um auch diesem<br />

letzten Schritt nach Möglichkeit den der eigenen Persönlichkeit und Identität<br />

entsprechenden Ausdruck zu geben. 274<br />

Übrigens geht es dabei nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Wie Hans<br />

Achterhuis berichtet, war beispielsweise im Spätmittelalter das Sterbewissen sehr<br />

verbreitet und wurde als essentieller Teil der Allgemeinbildung jedes Einzelnen<br />

betrachtet. So gab es verschiedene überaus populäre Sammlungen von Texten, die<br />

sich mit der Ars moriendi befassten. Ursprünglich in Latein abgefasst, wurden sie<br />

nach und nach in verschiedene Landessprachen übersetzt. So erschien beispielsweise<br />

1491 in England eine derartige Schrift unter dem Titel Art and Craft to knowe ye well<br />

to Dye.<br />

„Diese Art Literatur enthielt keine vagen, frommen Vorbereitungen auf den<br />

Tod. Vielmehr ging es um ein Genre, das halb do – it – yourself , halb Etiquette –<br />

273 In: David Feinstein und Peg Elliott Mayo. 1996. S. 17<br />

274 Der Historiker Arthur E. Imhof betont in seinem Buch Ars moriendi, dass in einer Gesellschaft, in<br />

der immer mehr Menschen darauf verzichten, langfristige Beziehungen einzugehen und häufig über<br />

lange Strecken ihres Lebens weitgehend auf sich selbst gestellt existieren, auch das Sterben ein<br />

zunehmend vom Individuum allein zu meisterndes Geschehen ist. In: A.E.I. 1991. S. 160 ff.<br />

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