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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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In einem nächsten Schritt kann man sich vorstellen, medizinische<br />

Versorgungseinrichtungen ganz systematisch an der Lebensfreude auszurichten. Wie<br />

so etwas praktisch aussehen könnte, mag eine Analogie aus dem Wirtschaftsleben<br />

verdeutlichen.<br />

Seit 1924 gibt es in Deutschland den REFA, den Reichsausschuss für<br />

Arbeitszeitermittlung. Dessen Ziel ist es, Arbeitsgestaltung zu optimieren.<br />

„Arbeitsgestaltung ist das Schaffen eines aufgabengerechten optimalen<br />

Zusammenwirkens von arbeitenden Menschen, Betriebsmitteln und<br />

Arbeitsgegenständen durch zweckmäßige Organisation von Arbeitssystemen<br />

unter Beachtung der menschlichen Leistungsfähigkeit und Bedürfnisse.“ 293<br />

Leitmotiv des REFA ist bis heute die Effizienz. Auf Anforderung<br />

besuchen sie Betriebe und durchleuchten Arbeitsprozesse, indem sie<br />

beispielsweise einzelne Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum begleiten<br />

und das Arbeitsgeschehen protokollieren und analysieren, um auf der Basis<br />

dieser Daten gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge für ein optimiertes<br />

Arbeitsgeschehen machen zu können.<br />

Man könnte analog dazu einen Ausschuss für Epikureische Medizin (AEM) ins<br />

Leben rufen, dessen Spezialisten beispielsweise ein Krankenhaus unter dem<br />

Gesichtspunkt Lebensfreude unter die Lupe nehmen würden. Ihre Arbeit bestünde<br />

zum Beispiel darin, eine Patientin von der Ankunft bei der Klinik an während ihres<br />

Aufenthaltes zu begleiten, ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen detailliert zu<br />

protokollieren und hinsichtlich der Lebensfreude – förderlichen - oder hinderlichen<br />

Wirkung von ihr bewerten zu lassen. 294<br />

Auf diese Weise ließen sich vermutlich leicht und ohne großen finanziellen<br />

Einsatz unnötige Stressoren und unnötige Unannehmlichkeiten identifizieren,<br />

beziehungsweise Möglichkeiten für eine joy beneficial Gestaltung eruieren, die zu<br />

einer erheblichen Qualitätsverbesserung der Krankenversorgung führen würden. Der<br />

293 REFA. 1985.<br />

294 Vielleicht könnte man eine solche Begegnung mit dem Krankenhaus auch virtuell mit freiwilligen<br />

Probanden, die quasi in einem imaginären Rollenspiel eine bestimmte Patientenrolle übernähmen,<br />

durchführen und während des virtuellen Aufenthaltes im Krankenhaus kontinuierlich den<br />

Serotoninlevel messen, um ein möglichst detailliertes Bild von der Wirkung einzelner Erfahrung und<br />

Wahrnehmungen zu bekommen. Ob eine solche simulierte Situation dieselben Reaktionen zutage<br />

fördern würde wie eine reale, wäre Gegenstand weiterführender Forschung.<br />

220

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