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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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gepaart, die den Wirkungsgrad des Jonasschen Gedankengebäudes erheblich<br />

einschränkten.<br />

Achterhuis verweist in der Hauptsache auf zwei Schwachstellen: Die erste<br />

liege, so führt er aus, darin, dass Jonas seiner profunden Analyse fast keinerlei<br />

Ansätze für praktische Konsequenzen folgen lasse. Was seine Aussagen über die<br />

kollektive Verantwortung konkret für die Lebenswirklichkeit, für die Tätigkeit von<br />

Wissenschaftlerinnen und Politikerinnen bedeute, sei von ihm überhaupt nicht weiter<br />

durchdacht worden. Stattdessen habe er seine ganze Denkkraft auf eine<br />

metaphysische Grundlegung seiner Ethik konzentriert, die ihm, und hier sieht<br />

Achterhuis die zweite fundamentale Schwäche, nicht gelungen sei, wie Jonas in<br />

späteren Aufsätzen selbst konstatiere.<br />

7. Die Jonassche Metaphysik ist inkonsistent<br />

Jonas gehe in seiner metaphysisch fundierten Naturphilosophie von der<br />

Annahme einer Finalität des Weltgeschehens aus: Der Evolution wohne eine Dynamik<br />

inne, die den Entwicklungsprozess von Natur und Kultur zielgerichtet vorantreibe.<br />

Jonas nennt dies seine kosmogonische Vermutung: Die Materie wolle Geist werden.<br />

Legt man eine solche Vermutung zugrunde, müsse man eigentlich, so Achterhuis,<br />

auch die technologische Entwicklung als Teil dieses Prozesses betrachten. Denn diese<br />

entspräche den diesem Geschehen innewohnenden Kräften und Motiven. Genau an<br />

dieser Stelle aber weiche Jonas von seinen eigenen Voraussetzungen ab. Indem er<br />

auf der Bewahrung des Ebenbildes als dem Hauptziel der Zukunftsethik beharre,<br />

erkläre er den heutigen Menschen, der in der Beschreibung Jonas’ vor allem die<br />

Gestalt des westlichen Menschen bekomme, zum Endpunkt der Evolution. Diese<br />

Annahme aber entbehre, so kritisiert Achterhuis, jeglicher Grundlage. „Mit welchen<br />

Argumenten können wir behaupten, dass die Entwicklung von Wissenschaft und<br />

Technik nicht Teil der Evolution sind, wie Teilhard de Chardin (1958)<br />

meint?“ 183 (Übersetzung mk) Diese Frage drängt sich, wie schon in der Besprechung<br />

der Überlegungen Leon Kass’ ausgeführt, tatsächlich auf.<br />

183 Hans Achterhuis. 1992. S. 169<br />

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