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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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über das Jüdische Gesetz. Nach seiner Heirat mit einer Psychoanalytikerin wandte er<br />

sich gegen Ende der 20er Jahre von seiner religiösen Orientierung ab und der<br />

Psychoanalyse zu. 1930 wurde er von Max Horkheimer an das Institut für<br />

Sozialforschung in Frankfurt berufen, musste aber schon bald darauf, als Jude von<br />

den Nazis verfolgt, zusammen mit dem Institut nach New York emigrieren. In den<br />

darauffolgenden Jahrzehnten arbeitete er als praktizierender Psychoanalytiker und<br />

Hochschullehrer in den USA und über zwei Jahrzehnte auch in Mexico, wohin er mit<br />

seiner dritten Ehefrau in den 50er Jahren übersiedelte. Politisch trat er in<br />

Erscheinung durch seinen Widerstand gegen die amerikanische Atompolitik. Mit einer<br />

Reihe von Büchern fand Fromm weltweit Beachtung, obwohl ihm die Anerkennung in<br />

wissenschaftlichen Fachkreisen teilweise versagt blieb. Seine letzten Lebensjahre<br />

verbrachte er in der Schweiz, wo er 1980 starb.<br />

In seinem ursprünglich 1964 in Amerika unter dem Titel The heart of Man. Its<br />

genius for good and evil erschienen Buch, auf das sich die folgenden Ausführungen<br />

beziehen, beschäftigt sich Fromm mit dem Wesen des Guten und des Bösen. Auf der<br />

Grundlage seiner klinischen Erfahrungen skizziert er grundsätzliche Orientierungen<br />

von Menschen, die er mit den Begriffen Nekrophilie bzw. Biophilie bezeichnet. Die<br />

von ihm beschriebene biophile Grundhaltung stimmt in zentralen Punkten mit dem<br />

überein, was ich mit einer an der Lebensfreude orientierten Ausrichtung des Lebens<br />

zum Ausdruck bringen möchte. Die Liebe zum Lebendigen motiviert dazu, die<br />

Gestaltung des Lebens an den Bedingungen der Lebensfreude auszurichten. Deshalb<br />

kommt den Ausführungen Fromms für den vorliegenden Zusammenhang eine<br />

besondere Bedeutung zu. Er schreibt:<br />

„Wer das Leben liebt, fühlt sich vom Lebens- und Wachstumsprozess in<br />

allen Bereichen angezogen. Er will lieber neu schaffen als bewahren. Er<br />

vermag zu staunen und erlebt lieber etwas Neues, als dass er in der<br />

Bestätigung des Altgewohnten Sicherheit sucht. Das Abenteuer zu leben ist<br />

mehr wert als Sicherheit. Seine Einstellung zum Leben ist funktional und nicht<br />

mechanisch. Er sieht das Ganze und nicht nur seine Teile... Die biophile Ethik<br />

hat ihr eigenes Prinzip des Guten und des Bösen. Gut ist alles, was dem Leben<br />

dient; böse ist alles, was dem Tod dient. Gut ist die ‚Ehrfurcht vor dem Leben’,<br />

alles, was dem Leben, dem Wachstum und der Entfaltung dient. Böse ist alles,<br />

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