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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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menschlicher Natur und gesellschaftlicher Organisationen darstellt, und sie erläutert,<br />

dass und weshalb dieses konstituierende Moment von der lange dominierenden<br />

Philosophie aus dem Blickfeld verbannt worden ist - mit weitreichenden<br />

Konsequenzen.<br />

Obwohl ihr Konzept vordergründig nichts mit Bioethik zu tun hat, sondern in<br />

einem ganz anderen Kontext angesiedelt ist, bietet sie auch dem bioethischen<br />

Diskurs eine neue Plattform. Sie stürzt lange für unantastbar gehaltene<br />

philosophische Postamente von ihrem Sockel, indem sie ihre Historizität, ihre<br />

Bedingtheit und Gebundenheit an eine bestimmte historische Situation und<br />

Konstellation analysiert, und schafft so Raum für über Jahrhunderte für nicht<br />

salonfähig gehaltene philosophische Bezugsgrößen. Davon profitiert die vorliegende<br />

Arbeit und das begründet die ausführliche Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt<br />

Trontos.<br />

Konkret auf dem Terrain der Biotechnologie verfolgen und verfolgten andere<br />

Autoren grundsätzlich eine ganz ähnliche Stoßrichtung, obgleich man vermuten kann,<br />

dass sie von dem Trontoschen Konzept keine Kenntnis haben, da sie in einem ganz<br />

anderen politischen Kontext beheimatet sind. So beispielsweise Leon Kass,<br />

amerikanischer Bioethiker und Vorsitzender des von Präsident Bush berufenen<br />

President’s Council of Bioethics. Da er ein prominenter, einflussreicher und<br />

wortgewaltiger Vordenker ist, werden seine Überlegungen hier stellvertretend für die<br />

anderer ausführlich diskutiert. Leon Kass setzt sich in seinem 2003 erschienenen<br />

Buch Life, Liberty and the Defense of Dignity leidenschaftlich mit einer ganzen<br />

Bandbreite medizintechnologischer Innovationen auseinander und wirft dabei ähnlich<br />

wie Tronto die einseitig rationalistische Selbstbindung des philosophischen Diskurses<br />

über Bord. Er nimmt den Menschen in allen Facetten seiner Existenz in den Blick und<br />

begründet die menschliche Würde mit dem fleischlichen Gewordensein. Kass’<br />

Ausführungen sind geprägt von großer Sorge darum, dass die menschliche Natur<br />

durch technologische Interventionen grundsätzlich Schaden nehmen könnte. Er<br />

skizziert ein apokalyptisches Szenario und beschwört alle tapferen Gemüter zur<br />

Verteidigung der Würde aufzustehen.<br />

Seine Gedanken sind stark geprägt und aufs engste verbunden mit den<br />

Überlegungen von Hans Jonas, dem Grandsigneur der Technologiereflexion. In den<br />

70er Jahren, der Hoch - Zeit atomarer Aufrüstung und der Anfänge der friedlichen<br />

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