29.11.2012 Aufrufe

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

geleistet wird, in der diese Entscheidung möglicherweise über viele Jahre<br />

Auswirkungen auf die Lebensqualität hat.<br />

Hier ist im Einzelfall genau zu prüfen, welche Konsequenzen die verschiedenen<br />

Alternativen haben und womit der Lebensfreude am ehesten gedient ist. Auch dies<br />

mag individuell ganz unterschiedlich sein. Während es für den einen hilfreich sein<br />

kann, zu wissen, dass ihm nur eine kurze Lebenszeit beschieden ist, weil er dann<br />

seine Lebensgestaltung danach ausrichten und so vielleicht leichter zum gegebenen<br />

Zeitpunkt ‚lebenssatt’ und zufrieden Abschied nehmen kann, als wenn er mit einer<br />

höheren Lebenserwartung gerechnet und seine Tage anders gefüllt hätte, kann für<br />

eine andere die Information, nicht älter als 40 Jahre zu werden ein Gift sein, dass ihr<br />

die Gegenwart nachhaltig vergällt und ihr jegliche Kraft nimmt, sich den<br />

Herausforderungen des Daseins zu stellen.<br />

Es führt jedenfalls kein Weg darum herum, sich mit diesen Fragen<br />

auseinanderzusetzen. Und das möglichst nicht erst im Angesicht einer diagnostischen<br />

Untersuchung, in deren Kontext der Arzt in regelethischer Manier auf das Recht auf<br />

Nichtwissen hinweist im Sinne von: Ich weiß etwas über Dich, und Du hast ein Recht<br />

darauf es nicht zu erfahren. Diese Auskunft ist, obwohl der Befund ebenso günstig<br />

wie ungünstig sein kann, dazu angetan, eine solche Unruhe zu wecken und<br />

dermaßen Angst zu schüren, dass der Patient quasi genötigt wird, der<br />

Veröffentlichung zuzustimmen, nur um Klarheit zu gewinnen. Auf diese Weise gerät<br />

das Recht auf Nichtwissen allzu leicht zur Farce.<br />

Die Heuristik der Lebensfreude als Erkenntnis – und Interpretationshilfe regt<br />

dazu an, das Problem anders anzugehen und sich grundsätzlich Gedanken über die<br />

eigenen Zielsetzungen zu machen und auf der Basis einer reflektierten Lebenskunst<br />

hinsichtlich medizinischer wie allgemeiner Fragen jeweils eine Wahl zu treffen, die<br />

dem Geschehen im Sinne des Individuums Gestalt geben. Allein der Hinweis auf die<br />

Bedeutung der ars moriendi im Zusammenhang der Informationsrezeption erschließt<br />

einen wichtigen Horizont, den die Rede vom Recht auf Wissen bzw. Nichtwissen gar<br />

nicht im Blick hat. Vor diesem Hintergrund kann man sich dann für bestimmte<br />

diagnostische Untersuchungen entscheiden oder eben auch nicht, und lässt sich von<br />

vornherein nicht in eine Lage manövrieren, die aufrichtigerweise eigentlich keine<br />

Wahl mehr zulässt.<br />

189

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!