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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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faszinierend auch und allgegenwärtig ist, dass eine vage Beklemmung dem<br />

fast nichts entgegen zu setzen hat.<br />

Der ganze Prozess ruft verschiedene Fragen auf: Sind der beschriebene<br />

Schrecken oder das ‚diffuse Unbehagen’ auf einem Level zu sehen wie etwa<br />

die viel zitierten Befürchtungen, die beim Bau der ersten Eisenbahnstrecke<br />

Deutschlands von Nürnberg nach Fürth (fertig gestellt 1835) geäußert wurden,<br />

und die Tod und Schwindsucht bei der hohen Geschwindigkeit des Zuges von<br />

30 km/h voraussagten? Und über die wir, die wir heute schon auf Schienen<br />

mit 300 km/h durch die Landschaft brausen - von Fluggeschwindigkeiten ganz<br />

zu schweigen - nicht ohne Überheblichkeit milde lächeln.<br />

Liegt ein Problem womöglich nicht so sehr in den Erkenntnissen selbst,<br />

sondern in der engen Kopplung von Wissensfortschritt und<br />

Manipulationsmöglichkeiten? Ist „das Geheimnis des Lebens“ tatsächlich an<br />

die Unkenntnis über physiologische Zusammenhänge gekoppelt? Oder ist es<br />

nicht eher so, dass „dieses Geheimnis“ auf einem ganz anderen Blatt steht als<br />

beispielsweise die Informationen über Signalkaskaden bei bestimmten<br />

Erkrankungen und davon gar nicht berührt wird? Naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse, die zur verstehenden Durchdringung von Zusammenhängen<br />

geführt haben, haben immer nur das erklärt, wonach mit wissenschaftlichen<br />

Methoden zu fragen ist. Damit werden viele Daseinsdimensionen überhaupt<br />

nicht in den Blick genommen. Auch wenn z.B. alle physiologischen Parameter<br />

großer Emotionen gemessen werden können, sind sie keineswegs verstanden.<br />

Das Faszinosum wird von diesem Wissen überhaupt nicht berührt. Wenn man<br />

sich das vergegenwärtigt, kann man sich mit den wirklichen Aufgaben, die der<br />

Wissensfortschritt stellt, befassen.<br />

Geht es doch vor allem darum, dafür Sorge zu tragen, dass auch<br />

angesichts einer mit massivem Geltungsdrang auftretenden wissenschaftlichen<br />

Weltdeutung unterschiedliche Sichten auf das Leben nebeneinander existieren<br />

können, ohne wechselseitig ihren Wahrheitsgehalt einzuschränken. Es geht<br />

darum, andere Wahrheiten gegenüber dem wissenschaftlich – technologischen<br />

Totalitätsanspruch zu verteidigen. Und vor allem geht es darum, Macht von<br />

Menschen über Menschen nicht ausufern zu lassen. Zu verhindern, dass die<br />

einen die anderen „nach ihrem Bilde“ formen. So gilt es dem Bedürfnis nach

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