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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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2. Die Ungewissheit der Zukunftsprognosen schwächt erheblich die<br />

praktisch - politische Anwendung der zugrunde gelegten ethischen<br />

Prinzipien.<br />

„Denn dort (in der Anwendung, mk) soll doch der vorgestellte Endeffekt zur<br />

Entscheidung darüber führen, was jetzt zu tun und zu lassen ist, und man verlangt<br />

schon beträchtliche Sicherheit der Vorhersage, um einen erwünschten und sicheren<br />

Naheffekt wegen eines ohnehin uns nicht mehr treffenden Ferneffekts<br />

aufzugeben.“ 165<br />

Diese Jonassche Überlegung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

nachhaltig bestätigt. Die Zukunftsprojektionen erscheinen unsicherer denn je und<br />

folglich ist es noch schwieriger geworden, auf ihnen basierende ethische Prinzipien<br />

praktisch durchzusetzen. Die von Jonas geforderte ‚höchsten wissenschaftlichen<br />

Ansprüchen’ genügende Forschung nach den Fernwirkungen’ scheint in diesem<br />

komplexen und zukunftsoffenen Geflecht strukturell nicht in der Lage, die ihr<br />

gestellte Aufgabe ausreichend wahrzunehmen, einfach weil die Entwicklung der<br />

Phänomene nicht in hinreichender Form zu antizipieren ist.<br />

Das „selbsttätige Momentum“ torpediert allzu oft die Bemühungen dieser<br />

Forschungsrichtung und zahlreiche Beispiele belegen, wie technische Neuerungen<br />

eine völlig andere, ursprünglich weder intendierte, noch auch nur ansatzweise<br />

vorhergesehene Verwendung gefunden haben. Weil dieser Punkt für den gesamten<br />

Argumentationsgang der Heuristik der Furcht eine nachhaltige praktische Bedeutung<br />

hat, möchte ich ihn noch etwas vertiefen und drei Beispiele aufgreifen, die als<br />

Illustrationen des Gesagten interessant sind.<br />

Hans Achterhuis erwähnt in seinem Aufsatz über Andrew Feenberg 166<br />

dessen Beispiel einer unerwarteten und von ihren Entwicklern zunächst auch<br />

ausdrücklich abgelehnten Nutzung einer Technologie. Es handelt sich um ein<br />

Anfang der 80er Jahre in Frankreich eingeführtes elektronisches System mit<br />

dem Namen Minitel. Die französische Regierung verteilte damals Millionen von<br />

Terminals an französische Haushalte, die über einen Telefonanschluss<br />

verfügten, um ihren Bürgerinnen Zugang zu zentralen Datenbanken zu<br />

verschaffen. Das System war ursprünglich ausschließlich als Mittel zur<br />

165 Jonas. 1979, S. 68<br />

166 Hans Achterhuis. 2001. S. 80ff.<br />

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