29.11.2012 Aufrufe

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tronto beabsichtigt, mit ihrer Ethic of Care den theoretischen Hintergrund<br />

dafür zu liefern, dass die Wahrnehmung von Frauen und anderen sorgend Tätigen,<br />

ihre an der sorgenden Praxis geschulte moralische Empfindsamkeit für die<br />

Bedürfnisse anderer und ihr Wissen um die wesensmäßige Interdependenz aller<br />

Menschen als kraftvoller, politischer Machtfaktor wahrgenommen wird. Über eine an<br />

den Notwendigkeiten und Bedingungen der Sorge orientierte Ethik können, so<br />

Tronto, die traditioneller Weise als women’s morality bezeichneten moralischen<br />

Ressourcen für das gesellschaftliche Leben fruchtbar gemacht werden. Auch biete<br />

das Konzept der Sorgeethik eine theoretische Basis für die Integration regionaler und<br />

globaler moralischer Anforderungen und damit eine Möglichkeit des Umgang mit der<br />

für die gegenwärtige Moraltheorie zentralen Frage „how to treat morally distant<br />

others who we think are similar to ourselves“. 124<br />

Dass ein für die menschliche Natur so zentrales Moment wie die<br />

Angewiesenheit auf Sorge und die Bedingungen ihrer Realisierung im<br />

philosophischen Diskurs über Ethik bislang kaum Berücksichtigung gefunden haben,<br />

hat, wie Tronto ausführt, historische Gründe. Sie findet ihre Ursprünge vor allem im<br />

achtzehnten Jahrhundert und erläutert am Beispiel der schottischen Aufklärung<br />

dieser Zeit die unterschiedlichen Versuche der Moralphilosophie, auf die sich im<br />

Verlauf dieses Jahrhunderts ändernden sozio – ökonomischen Bedingungen zu<br />

reagieren.<br />

Tronto unterscheidet generell eine kontextuell geprägte und eine an<br />

universellen Prinzipien ausgerichtete Ethik. In ihrem historischen Abriss zeigt sie auf,<br />

wie die kontextuellen Ansätze zur Lösung der moralischen Fragen des achtzehnten<br />

Jahrhunderts, vertreten in Schottland vor allem durch die Denker der Moral<br />

Sentiment Theories, dem universalen Ansatz, der vornehmlich von Immanuel Kant<br />

repräsentiert wird, letztlich unterlagen. Mit der bekannten Folge, dass Ethik im Sinne<br />

der oben benannten moral boundaries bis heute vornehmlich im Kantschen Sinne<br />

verstanden wird als autonomer Bereich menschlicher Existenz, orientiert an<br />

allgemeinen, unparteiischen Grundsätzen, deren Gültigkeit unabhängig ist vom<br />

politischen und sozialen Umfeld, in dem sie Anwendung finden.<br />

124 Joan Tronto. 1993. S. 13<br />

94

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!