WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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verlagert sich die Aufgabe hausärztlicher Betreuung von einer tatsächlich<br />
medizinischen Versorgung hin zu einer lotsenden Begleitung, die für die Patientin vor<br />
allem die Interpretation und Unterstützung bei Entscheidungen im medizinischen<br />
Kontext bereitstellt.<br />
Eine Analogie mag diesen Wandel in der Rolle der Ärztin verdeutlichen: Wenn<br />
man früher mit dem Auto auf der Autobahn liegen blieb, und die eigenen Fähigkeiten<br />
den Wagen wieder flott zu machen sich in Grenzen hielten, half meistens ein Anruf<br />
von der nächstgelegenen Notrufsäule aus, um einen „Gelben Engel“, ein Fahrzeug<br />
der ADAC- Straßenwacht, heranzurufen. Diesem entstieg dann ein Mann mit einem<br />
Werkzeugkoffer. Der warf einen sachkundigen Blick unter die Motorhaube und stellt<br />
fest: Keilriemen gerissen, der Kühler hat nicht genügend Wasser, Benzinschlauch<br />
defekt, oder was auch immer sonst die Panne verursacht hatte. Wenn es sich nicht<br />
um einen ganz schwerwiegenden Schaden handelte, ließ sich das Problem meist mit<br />
den mitgeführten Ersatzteilen und ein paar cleveren Griffen ölverschmierter Hände<br />
lösen. Ganz anders heute. Die modernen Autos haben eine so hochkomplizierte<br />
Elektronik, dass sich vielfach mit einem Schraubenschlüssel überhaupt nichts mehr<br />
ausrichten lässt. Häufig beschränkt sich der Einsatz der Monteure darauf<br />
festzustellen: „Oh, das liegt an der Zündungsautomatik. Das ist mir heute schon<br />
dreimal begegnet. Da hilft nur der Werksdienst. Ich rufe den Abschleppwagen<br />
herbei, der schleppt sie dann in die nächste Fachwerkstatt, da kann der Chip neu<br />
programmiert werden.“ An die Stelle des direkten Eingreifens ist die Beratung und<br />
Organisation von weiterführenden Aktionen getreten. Wenn sich der ADAC einmal<br />
auf diese neuen Gegebenheiten eingestellt hat, wird man die Monteure eher in<br />
Psychologie als in Automechanik schulen und ihnen statt eines Schraubenschlüssels<br />
eine Kanne Kaffee und Kinderspielzeug mit auf den Weg geben, mit denen sie<br />
entnervte Reisende bei Laune halten können.<br />
Ganz ähnliches gilt für die Hausärztinnen. An die Stelle direkter medizinischer<br />
Hilfe wird zunehmend Hilfe in Form von Information, Beratung und Organisation<br />
weiterführender Diagnose und Behandlung treten.<br />
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