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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Handbuch war. Es stellte methodische Regeln bereit, die man lernen musste, solange<br />

man gesund war, um sie dann anwenden zu können, wenn der Tod sich ankündigt.<br />

Es war bestimmt nicht gemeint für Fromme und Asketen, sondern für ‚weltliche und<br />

sinnliche Menschen’“. 275 [Übersetzung mk]<br />

Die Ars Moriendi Büchlein, von denen ein Exemplar heute übrigens in der<br />

Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin<br />

aufbewahrt wird, waren häufig mit eindrucksvollen Illustrationen versehen, die das<br />

im Text Erläuterte auf didaktisch hervorragende Weise für die große Gruppe der<br />

Analphabeten darstellte und erklärte.<br />

Für eine moderne ars moriendi sind neue Bilder zu kreieren, individuellere<br />

wohl, da der gemeinsame religiöse Horizont fehlt, die aber über eine ähnliche<br />

tröstende Tragkraft verfügen wie die Holzschnitte aus dem mittelalterlichen<br />

Sterbebüchlein, damit sie Sterbenden ein ebenso sicheres Geleit auf ihrem letzten<br />

Weg geben können. Exzellente Anregungen für die Entwicklung solcher Bilder, für<br />

die ‚Entwicklung einer stärkenden Mythologie zur Auseinandersetzung mit dem Tod’<br />

sind in dem Band Zeit des Lebens und Zeit des Sterbens von David Feinstein und Peg<br />

Elliott Mayo, zwei amerikanischen Psychologen, zu finden. Das Buch bietet ein<br />

Lernprogramm an, das zunächst zur Vergegenwärtigung der eigenen Philosophie des<br />

Todes, dass heißt der eigenen innersten Bilder, Assoziationen und Annahmen anregt.<br />

Mittels geleiteter Rituale wird die Auseinandersetzung mit Todesängsten, die Suche<br />

nach Gegengewichten gegen die Angst, die Arbeit an symbolträchtigen Objekten, an<br />

Fabeln und Liedern angestoßen und schließlich zur Entwicklung einer neuen<br />

persönlichen Mythologie angeregt, auf deren Grundlage praktische Schritte zur<br />

Vorbereitung des Sterbens auch mitten im Leben unternommen werden können. Die<br />

Kunst des Sterbens ist zu lernen und einzuüben wie die Kunst des Lebens, durch<br />

Wahrnehmen, durch Anteilnehmen am Sterben anderer, durch Unterrichtung und<br />

durch die Entwicklung eigener und vielleicht auch gemeinsam tragfähiger Symbole<br />

und Mythen.<br />

Welche Bedeutung hat die ars moriendi nun konkret für den Umgang mit dem<br />

Proteinchip? Wir müssen uns wiederum auf spekulatives Terrain vorwagen, um hier<br />

275 Hans Achterhuis. 1988. S. 287<br />

207

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