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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Lebensfreude als übergeordnetem Ziel medizinischen Handelns gesellschaftlich<br />

tatsächlich durchsetzen, könnte das zu ganz gravierenden Veränderungen führen.<br />

Beispielsweise zu der, dass Entwickler und Anbieter einer neuen Technologie nicht<br />

nur für den hohen technologischen Qualitätsstandard ihres Produktes Sorge tragen,<br />

sondern auch die Dimension Lebensfreude in Bezug auf ihre Innovation reflektieren<br />

und sicherstellen, dass durch Design und Nutzungsmodalitäten den<br />

Möglichkeitsbedingungen der Lebensfreude Rechnung getragen wird.<br />

Dieser zusätzlichen Mühe unterziehen sie sich vermutlich nur auf<br />

gesellschaftlichen Druck hin, der aber bei einer entsprechenden<br />

Bewusstseinsentwicklung schnell entstehen kann. Dass Medizintechnologie, wie in<br />

der Vergangenheit, weitgehend ohne Berücksichtigung ihrer kulturellen Folgen<br />

entwickelt und auf den Markt gebracht werden konnte, und es Ethikkommissionen<br />

und Technikfolgenabschätzungsgremien oblag, im Nachhinein die Auswirkungen zu<br />

untersuchen, erscheint kaum mehr zeitgemäß. So wie Produzenten zunehmend für<br />

die ökologischen Begleiterscheinungen ihrer Produkte zur Verantwortung gezogen<br />

werden, so ist es auch für den Bereich Medizintechnologie die Verantwortungslast<br />

dort zu lokalisieren, wo sie korrekterweise hingehört. 295<br />

Damit würden die Firmen und Forschungsinstitute dazu angehalten, ihre<br />

Produkte nicht einfach, motiviert durch das darinsteckende innovative und<br />

ökonomische Potential, ‚ins kulturelle Blaue hinein’ auf den Markt zu bringen,<br />

sondern in die Pflicht genommen, sich zumindest in der gedanklichen Antizipation<br />

auch um die weitere Wirkung ihres Werkes zu kümmern.<br />

Nun lassen sich, wie erläutert, zukünftige Entwicklungen und<br />

Verwendungsmöglichkeiten von technischen Innovationen nur ungeheuer schwer<br />

vorhersagen. Die hier gestellte Forderung bezieht sich denn auch weniger auf<br />

potentielle künftige Aspekte, die sich aus einer zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht<br />

absehbaren Nutzung der Innovation ergeben, sondern vor allem auf die mit einiger<br />

Phantasie erkennbaren expliziten und impliziten Begleiterscheinung einer<br />

295 In anderen Bereichen ist dieser Paradigmenwechsel schon vollzogen worden: Ein Beispiel:<br />

Im Oktober 1996 ist in Deutschland ein neues Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW - / AbfG) in<br />

Kraft getreten. In dem genannten Gesetz wird die abfallrechtliche Verantwortung im Sinne des<br />

Verursacherprinzips den Produzenten zugewiesen und die Produktverantwortung der Hersteller wird<br />

über die Produktion hinaus auf die Entsorgung ausgedehnt. Das bedeutet eine ‚Abkehr von der<br />

bisherigen Verantwortungslast beim Letztnutzer’. Konkret ergibt sich daraus beispielsweise für die<br />

Auto – oder Computerbranche eine Rücknahme - und Entsorgungspflicht für ihre Produkte.<br />

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