WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
informieren. Es sollte – vielleicht anhand von kurzen prägnanten Beispielgeschichten<br />
- zumindest Hinweise darauf geben, was ein Testergebnis, das das Kind als nicht von<br />
dem betreffenden Mann gezeugt, ausweist, möglicherweise bewirken kann. Dabei<br />
wäre es wichtig, nachdrücklich auch auf die Auswirkungen für das Kind hinzuweisen<br />
und zu empfehlen, sich gegebenenfalls beraten zu lassen.<br />
Allgemein kann man feststellen: Eine höhere informationelle Transparenz<br />
erfordert eine größere emotionale und moralische Reife der Menschen. In einer<br />
Phase, in der die Technologie Möglichkeiten bereitstellt, denen die Menschen nicht<br />
gewachsen sind, wird eine neue Quelle von Leid kreiert, die es vorher nicht gab. Das<br />
ist nicht zu unterschätzen. Die die Menschen seit jeher umtreibenden Emotionen wie<br />
Vertrauen, Misstrauen, Eifersucht oder Verlustangst sind auf einer anderen als der<br />
technologischen Ebene ‚zu bearbeiten’. Die Technologie ist ihnen gegenüber<br />
indifferent. In manchen Fällen mag sie Erleichterung und Beruhigung schaffen, in<br />
andern Fällen das totale Chaos auslösen.<br />
Im Falle der Vaterschaftstests wird – angesichts der offensichtlich hohen Zahl<br />
von so genannten ‚Kuckuckskindern’ (die Schätzungen sind extrem hoch, wobei<br />
normalerweise nicht erläutert wird, auf welcher Grundlage sie erhoben werden 87 ) der<br />
– zumindest in erster Instanz – destabilisierende Effekt rein numerisch den<br />
stabilisierenden vermutlich deutlich übertreffen. Es ist den Menschen zu wünschen,<br />
dass sie sich nicht allzu blind und blauäugig der neuen Techniken bedienen. Dass<br />
dies nur allzu leicht geschehen kann, zumal dann, wenn Medien die Chance wittern,<br />
durch eine geschickte Instrumentalisierung von geltungsbedürftigen Zeitgenossen die<br />
neuen Möglichkeiten des Vaterschaftsnachweises zur Steigerung ihrer<br />
Einschaltquoten zu nutzen, möchte ich an einem besonders abstoßenden Beispiel<br />
illustrieren:<br />
66<br />
Ein Dienstagnachmittag im Jahr 2003. Im Fernsehen wird die „Oliver<br />
Geissen Show“ gesendet. Der beliebte Fernsehmoderator hat Gäste<br />
eingeladen, allesamt Elternpaare. Die Männer hegen Zweifel an ihrer<br />
Vaterschaft. Ist das Kind, sind die Kinder wirklich von ihnen? Ein genetischer<br />
Test soll Gewissheit verschaffen. In aller Öffentlichkeit. Die Tests wurden vor<br />
87 Vgl. http://www.mdr.de/hier-ab-vier/unter-sex-augen/729957.html [abgerufen am 5.2.2005]