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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Kunst des Sterbens. Eine Vielzahl von Daseinsdimensionen wurde thematisiert, die<br />

allesamt der Aufmerksamkeit, der Reflexion und sorgfältigen Austarierung bedürfen.<br />

Wenn einseitig einzelne Bereiche vernachlässigt werden oder Lebensumstände - oder<br />

Entscheidungen dauerhaft einseitig einzelne Aspekte der Existenz auf Kosten anderer<br />

betonen, wird, so ergibt sich aus dem Erläuterten, das Gelingen des Ganzen<br />

gefährdet. Bei Epikur heißt es dazu: „Wir müssen gleichzeitig lachen und<br />

philosophieren, unser Haus verwalten und alle unsere übrigen Fähigkeiten nutzen,<br />

dabei niemals davon ablassen, die Stimme der wahren Philosophie zu nutzen.“ 277<br />

Dabei ist die - am Anfang des Kapitels angesprochene - anzustrebende<br />

Balance zwischen der Sorge um die Gesundheit und der Sorge für die Seelenruhe nur<br />

eine Achse. Es gibt, wer wüsste es nicht, viele andere Lebensbereiche, die<br />

miteinander in Balance zu bringen sind. Ist der Mensch doch ein Lebewesen, das, um<br />

es anhand der in der Integrativen- oder Gestalttherapie sogenannten Fünf Säulen der<br />

Identität zu schildern, ebenso durch seine körperlichen Gegebenheiten, wie durch<br />

seinen sozialen Kontext, seine Arbeit und Leistung, seine finanzielle Situation und<br />

seine Überzeugungen und Werte bestimmt ist. 278 Bezüglich all dieser Dimensionen<br />

stellt sich die Aufgabe, einen Ausgleich zu finden, dem einen wie dem anderen die<br />

notwendige Aufmerksamkeit zu schenken und möglichst keinen Bereich dauerhaft zu<br />

vernachlässigen. Dabei ist es alles andere als ein Kinderspiel, diese Ausgewogenheit<br />

zu finden. 279 Nicht umsonst ist denn auch von Kunst, von Lebenskunst die Rede.<br />

Zumal in einer Zeit wie der gegenwärtigen, in der durch vielerlei gesellschaftliche<br />

Umbrüche und Entwicklungsprozesse verursacht, das Gefühl dominiert „privat wie<br />

beruflich auf wackligem Grund zu stehen. 280<br />

277 Epikur In: 1988. S. 82<br />

278 Vgl. Dorothea Rahm e.a.. 1993. Andere Modelle benennen andere Identitätsfaktoren als zentral; so<br />

orientiert sich bekanntlich etwa die Psychoanalyse an den unbewussten Triebstrukturen und der<br />

approach of capabilities von Martha Nussbaum, einer einflussreichen amerikanischen Philosophin und<br />

Rechtswissenschaftlerin von der Universität Chicago stellt die menschlichen Kompetenzen in den<br />

Vordergrund. In: Martha Nussbaum. 2002 und 1999. Jede dieser Theorien erschließt andere Zugänge<br />

und Wahrheiten. Sie werden hier vor allem deswegen angeführt, um zu veranschaulichen, wie<br />

vielschichtig das Feld ist, in dem der Mensch sich bewegt.<br />

279 Korrekterweise sei am Rande hinzugefügt, dass diese Metapher zwar nicht unpassend ist, den<br />

Kindern aber nicht gerecht wird. Für sie ist es nämlich nicht schwer, die Balance zu halten; es sind<br />

erst die Erwachsenen, die dafür soviel Weisheit aufbringen müssen. Vgl. Wilhelm Schmid. 2004.<br />

S. 383 ff.<br />

280 Thomas Gersterkamp. 2002. S. 228<br />

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