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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Wegweiser im Streben nach Glückseligkeit ist für ihn die Lust, die hedone.<br />

Epikur schreibt: „Denn sie ist, wie wir erkannten, unser erstes, angeborenes Gut, sie<br />

ist der Ausgangspunkt für alles Wählen und Meiden und auf sie gehen wir zurück,<br />

indem diese Seelenregung uns zur Richtschnur dient für Beurteilung jeglichen<br />

Gutes.“ 201 Wenn man heute von der Ausschüttung von populär als Glücksbotenstoffe<br />

bezeichneten Endorphinen, mit der der Körper auf angenehme Erfahrungen reagiert,<br />

spricht, dann geht es vermutlich um dieselbe Lust, die Epikur mit seiner hedone im<br />

Sinn hatte. Es sind ‚Belohnungen’ des Körpers, die unmittelbar und direkt der<br />

Wahrnehmung zugänglich sind. 202 Diese lustvollen Reaktionen können uns darüber<br />

belehren, sagt Epikur, welches Gut als erstrebenswert gelten kann – und welches ,<br />

weil es Unlust – Reaktionen hervorruft, abzulehnen ist.<br />

Allerdings gelte dies nur mit Einschränkung. Die Lust nämlich bedürfe einer<br />

nüchternen Verständigkeit, der phrosyne 203 , die sie auf ihre Zuträglichkeit hin<br />

überprüfe. Die Vernunft gilt ihm dabei als „Vermögen bestimmte lustvolle Zustände<br />

herbeizuführen“, indem sie in der Lage ist, abzuwägen und schließlich zu<br />

entscheiden, welches Verhalten letztlich, gegebenenfalls unter Hinnahme<br />

vorübergehender Unlust - Erfahrungen, der Lust am zuträglichsten ist. Nicht jede<br />

Lust sei grundsätzlich anzustreben. Ebenso sei umgekehrt nicht jeder Schmerz<br />

unbedingt zu vermeiden. Wenn aus seinem Ertragen um so größere Lust erwachse,<br />

solle man ihm nicht ausweichen. Grundsätzlich könne man davon ausgehen, dass die<br />

Glückseligkeit, als das Hauptziel menschlichen Strebens, umso vollkommener sei, je<br />

besser im Endeffekt jegliche Vermeidung von Unlust gelänge. Die Phrosyne könne<br />

dafür Sorge tragen:<br />

„Aus ihr entspringen alle Tugenden. Sie lehrt, dass ein lustvolles Leben<br />

nicht möglich ist ohne ein einsichtsvolles und sittliches und gerechtes Leben,<br />

und ein einsichtsvolles, sittliches und gerechtes Leben nicht ohne ein<br />

201 DL.. 1967. X.129 S. 283<br />

202 Vollständigkeitshalber sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Epikur den Begriff hedone<br />

gelegentlich auch allgemeiner im Sinne von eudaimonia verwendet. „Wenn wir also die Lust als das<br />

Endziel hinstellen, so meinen wir damit nicht die Lüste der Schlemmer und solche, die in nichts als<br />

dem Genusse selbst bestehen,..., sondern das Freisein von körperlichem Schmerz und von Störung<br />

der Seelenruhe.“ DL..1967. X.132 S. 284<br />

203 DL.. 1967. X.132 S. 284<br />

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