29.11.2012 Aufrufe

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

handlungsleitende Orientierungen in den Köpfen von allen Beteiligten in Schwingung<br />

zu versetzen, um so eine Atmosphäre und Kultur zu schaffen, die den nicht<br />

ausbleibenden Interessenkonflikten um Ressourcen eine menschenfreundliche Basis<br />

geben.<br />

Das führt uns zum dritten Punkt, der den Aspekt Selbstgenügsamkeit im<br />

Hinblick auf den Proteinchip konkretisiert. Er bezieht sich darauf, dass Individuen sich<br />

insofern in autarkeia üben, als sie auf einen suchthaften Gebrauch des Chips<br />

verzichten. Es kann durchaus sein, dass dem Chip auch individuell ein zur<br />

Maßlosigkeit verleitendes Potential anhaftet. Eine Eigenschaft, die er mit vielen<br />

technologischen Errungenschaften, man denke nur etwa an Computerspiele, teilen<br />

würde, die aber aufgrund der Tatsache, dass es bei den vom Proteinchip<br />

entschlüsselten Parametern um körperliche, das Individuum ganz existentiell<br />

betreffende Faktoren geht, eine spezielle Note bekäme. Gerade in einem<br />

fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, wenn der Chip im Rahmen des häuslichen<br />

Monitorings eingesetzt werden kann, könnte man sich vorstellen, dass Menschen wie<br />

besessen ihre Körperfunktionen kontrollieren. Wie jemand, der ununterbrochen auf<br />

die Uhr schaut und für den die Fixierung auf die Zeit zum vorherrschenden Modus<br />

der Wahrnehmung wird, könnten Menschen durch die technologischen Möglichkeiten<br />

verleitet werden, sich in hypochondrischer Weise ununterbrochen mit ihren<br />

Befindlichkeiten zu beschäftigen und nach etwaigen Störungen Ausschau zu halten.<br />

Das aber wäre der Lebensfreude sicherlich nicht zuträglich. Auch hier käme es darauf<br />

an, sich in freier Wahl selbst zu beschränken, weil es gerade diese Beschränkung ist,<br />

die den Menschen stark und unabhängig macht. Denn, wie Epikur sagt: „Die<br />

schönste Frucht der Selbstgenügsamkeit ist die Freiheit.“ 261<br />

4. Selbstmächtigkeit<br />

Wenn Wilhelm Schmid auf die autarkeia Bezug nimmt, setzt er einen anderen<br />

Schwerpunkt als Epikur, der bei seinem Gebrauch des Begriffs autarkeia das Moment<br />

der Selbstgenügsamkeit in den Vordergrund stellt. Schmid erweitert ihren<br />

Bedeutungshorizont, indem er den Begriff mit Selbstmächtigkeit übersetzt. Damit<br />

beschreibt er die Macht und Fähigkeit zur kunstvollen Gestaltung der Existenz, durch<br />

261 Epikur. 1988. S. 89<br />

191

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!