WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
72<br />
mit den beschriebenen Grundhaltungen auseinander. Er macht seine<br />
Überlegungen fest am Symbol des Lebensbaumes. Die Bedeutung, die diesem<br />
Symbol in verschiedenen Kulturen und geistigen Strömungen beigemessen<br />
wird, sei, so führt er aus, kennzeichnend für ihre jeweilige Einstellung zur<br />
Natur. Zunächst beleuchtet Achterhuis das Lebensbaumsymbol in seinen<br />
unterschiedlichen kulturellen Traditionen. Aus seiner Darstellung wird deutlich,<br />
dass es sich dabei um ein universelles religiöses Symbol handelt. Ein Symbol,<br />
das das Bewusstsein „der kosmischen Verbundenheit von Mensch und Erde,<br />
das Verständnis der Natur als dasjenige, wovon die Menschen leben, was sie<br />
nährt“ 91 (Übersetzung mk), repräsentiert.<br />
Wo dieses Symbol in den Hintergrund gedrängt wird, führt Achterhuis<br />
aus, verschwinden auch die damit korrespondierenden Gefühle. Und eben dies<br />
sei in den westlichen Kulturen der Fall, wo das Lebensbaumsymbol nachhaltig<br />
an Kraft und Präsenz eingebüßt habe, was nicht ohne Grund geschehen sei.<br />
Achterhuis verweist auf zahlreiche humanistische, philosophische und<br />
theologische Autoren und Schulen, die sich angewidert vom politischen<br />
Missbrauch archaischer Symbole etwa durch die Nationalsozialisten bewusst<br />
von dem Urbild des Baumes abgewandt haben. Das machte in einer<br />
gegebenen historischen Situation Sinn und ohnehin schien in einer modernen,<br />
aufgeklärten und von Rationalität geprägten Welt für archaische, heidnische<br />
Symbole kein Platz mehr zu sein.<br />
Die strikte Abkehr vom Faszinosum, hat aber ihrerseits, so Achterhuis,<br />
selbst ihre verhängnisvollen Seiten. Sie trenne nämlich den Menschen von<br />
seiner Verwurzelung und Eingebundenheit in die natürlichen<br />
Lebenszusammenhänge ab, und beraube ihn damit wesentlicher emotionaler<br />
und intellektueller Grundlagen. Diese aber seien für das Engagement zur<br />
Erhaltung der Natur unverzichtbar. Nur wenn sie wiederbelebt würden,<br />
könnten die notwendigen Energien mobilisiert werden, die den zerstörerischen<br />
Impulsen, die die Natur bedrohen, Einhalt gebieten. Achterhuis plädiert<br />
deshalb dafür, dem uralten Symbol des Lebensbaumes wieder den ihm<br />
gebührenden Platz in der menschlichen Weltwahrnehmung einzuräumen.<br />
91 Hans Achterhuis.1995. S. 16