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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Aussagen zu machen, können aber zumindest davon ausgehen, dass die gemachten<br />

Annahmen durchaus dem Möglichkeitsspektrum des analytischen Potentials des<br />

Chips entsprechen. Vermutlich wird mittels einer hochdifferenzierten Proteinanalytik<br />

der Beginn des Sterbens in Zukunft sehr viel früher und mit größerer Präzision<br />

sichtbar werden als bislang. Es ist anzunehmen, dass das Proteinprofil eindeutige<br />

Hinweise darauf geben kann, die signalisieren, dass es nun zu Ende geht. Damit<br />

bekäme das ärztliche Personal im Kontext des Krankenhauses klare Hinweise darauf,<br />

wie es um eine Patientin steht. Aber auch der Mensch zuhause, der die<br />

Proteinanalyse im Rahmen der Selbstbeobachtung nutzt, erhielte eine<br />

unmissverständliche Nachricht, wenn seine Tage gezählt sind.<br />

Darüber hinaus ist es vorstellbar, dass die mittels des Chips erhobenen<br />

Proteindaten signalisieren, wenn ein pathologischer Prozess irreversibel ist, auch<br />

wenn noch nicht das finale Stadium erreicht ist. All diese Entwicklungen hätten zur<br />

Folge, dass die Tatsache des Sterbens sehr viel transparenter und öffentlicher<br />

würde; mehr zu einem Faktum, über das man sich verständigen muss; das nach<br />

bewusster Handhabung verlangt. Es würde sehr viel schwieriger sein, die Gewissheit<br />

des baldigen Todes zu verdrängen und in Gesprächen zwischen Patient und Ärztin<br />

oder zwischen Patientin und Angehörigen sorgfältig zu meiden wie ein heißes Eisen.<br />

Darin steckt ein enormes Potential für die Lebenskunst. Weil die Information<br />

vergleichsweise früh kommt, wird sie den Betreffenden vermutlich vielfach eher als<br />

bisher in einer Situation erreichen, in der er noch halbwegs bei Kräften ist. Das gibt<br />

ihm die Gelegenheit, sein Sterben bewusst in die Hand zu nehmen und in der<br />

verbleibenden Zeit noch abzurunden, was abzurunden ist. Und den Ärzten gibt diese<br />

Information das Signal, davon abzusehen, womöglich noch eine weitere,<br />

möglicherweise belastende und – auch dieser pragmatische Gedanke sei erlaubt:<br />

kostspielige - Therapie zu initiieren und stattdessen in ihren Bemühungen einen<br />

Schwenk von der heilenden zur transgredierenden Sorge, von der medizinisch –<br />

technischen Vernunft zur philosophisch geschulten Kunst zu machen und ihren<br />

Patienten für die kommende Reise zuzurüsten. 276<br />

Wenn mithilfe des Chips eindeutige Indikatoren für einen irreversiblen<br />

Sterbeprozess verfügbar würden, ließe sich auch viel besser entscheiden, ob im<br />

276<br />

Wie dieser Schwenk institutionell und personell im Kontext eines Krankenhauses Gestalt bekommen<br />

könnte, wäre zu klären.<br />

208

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