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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Proteinchips aussehen, die dazu angetan ist, Menschen in ihrer Selbstsorge zu<br />

unterstützen.<br />

Nach diesen vergleichsweise harmlos anmutenden Beispielen aus dem<br />

Alltagsleben möchte ich noch einen etwas kritischeren Fall ansprechen: Stellen wir<br />

uns einen Mann Mitte fünfzig vor, der mit der Diagnose Leukämie, und der<br />

Mitteilung, er habe noch etwa drei Monate zu leben, aus dem Krankenhaus, in das er<br />

sich zur Abklärung diverser Beschwerden hatte aufnehmen lassen, nach Hause<br />

entlassen wird. Welchen Gebrauch könnte er vom Proteinchip machen? Falls die<br />

ärztliche Diagnose zutrifft, wird der Chip ihm ein engmaschiges Protokoll seines<br />

körperlichen Verfalls zeichnen. Vorstellbar wäre, dass er extensiv und hektisch den<br />

Proteinchip befragt, ob ihm nicht möglicherweise doch noch eine etwas längere<br />

Lebensfrist gewährt ist. Vorstellbar wäre, dass er (gegebenenfalls ohne ärztliche<br />

Begleitung und vielleicht gestützt auf Recherchen im Internet) verschiedene<br />

Therapien ausprobiert und sie mithilfe des Chips auf ihre Wirksamkeit überprüft. 299<br />

Vorstellbar wäre natürlich auch, dass er die Funktion des Chips deaktiviert und auf<br />

eine deatillierte medizinische Selbstkontrolle verzichtet, um die bei Krebspatienten<br />

häufig zu beobachtende Leugnung der Krankheit nicht permanent durch gegenteilige<br />

Befunde infrage stellen zu lassen.<br />

Mit Sicherheit könnte das Wissen um die Grundlagen einer epikureischen<br />

Medizin eine Hilfe für ihn darstellen, wie auch immer er dann schließlich von den ihm<br />

zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten Gebrauch macht. Wenn er um<br />

die Bedeutung der Lebensfreude als übergeordnetem Ziel medizinischen Handelns<br />

weiss, wird er sich nicht in hektischer Sorge um seine Gesundheit verlieren, sondern<br />

der Seelenruhe die ihr gebührende Aufmerksamkeit schenken. Er wird leichter<br />

abwägen können, inwiefern die durch Technik ermöglichte Eigenüberwachung seiner<br />

inneren Balance und seiner Selbstmächtigkeit guttut. Er wird sich nicht<br />

angstgesteuert den scheinbaren Automatismen medizintechnischer Optionen (auch<br />

jenseits des Proteinchips) überlassen, sondern auch seinem Lebensende eine seiner<br />

Persönlichkeit entsprechende Gestalt geben. Seine Lebenskunst wird seiner Kunst zu<br />

sterben die Hand reichen, und Technik wird ihm zum Werkzeug beider.<br />

299 Es ist nicht auszuschließen, dass auf diesem Wege eines individuellen Experimentierens völlig neue<br />

Behandlungs – oder vielleicht auch Heilungswege entdeckt werden.<br />

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