WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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stürzt den Mann in eine existentielle Krise, nicht so sehr, weil er keine Kinder<br />
mit seiner derzeitigen Partnerin haben wird, sondern vor allem, weil jetzt die<br />
Frage im Raum steht, wer der leibliche Vater seines Sohnes ist. Die gesamte<br />
Beziehung zu seiner verstorbenen Frau gerät im Nachhinein ins Wanken.<br />
Nichts erscheint mehr, wie es war. In einem bewegenden und sehr<br />
schmerzlichen Prozess wird schließlich die Wahrheit ans Licht gebracht und die<br />
Protagonisten finden ein neues Gleichgewicht auf einer, wenn man so will,<br />
wahrhaftigeren Grundlage.<br />
Beauchamp und Childress befassen sich in ihrem grundlegenden Werk über<br />
die Prinzipien biomedizinischer Ethik mit einem ähnlich gelagerten Fall. Sie zitieren in<br />
dem Zusammenhang eine kulturübergreifende Studie, bei der Genetiker aus<br />
neunzehn Ländern befragt wurden, wie sie sich verhalten würden, wenn ihre<br />
Untersuchungen ergeben, dass ein Ratsuchender wider Erwarten nicht der<br />
biologische Vater seines Kindes ist. Zur Diskussion gestellt wurde ein Fall, in dem ein<br />
verheiratetes Paar nach der Geburt eines Kindes mit einem genetischen Problem im<br />
Hinblick auf eine erneute Schwangerschaft eine genetische Beratung in Anspruch<br />
nimmt, bei der sich herausstellt, dass der Ehemann nicht der Kindsvater ist. 96% der<br />
Studienteilnehmer sprachen sich dafür aus, diese Tatsache dem Mann nicht<br />
mitzuteilen. Als ethische Grundlage für diese Vorgehensweise wurden der Schutz der<br />
Familie, das Recht der Mutter auf Privacy und Respekt für das Recht der Mutter,<br />
selbst zu entscheiden, angegeben. 88<br />
In dem von van Loon dargestellten Fall gibt es für den beratenden Arzt<br />
vermutlich keine andere Alternative als die nüchterne Veröffentlichung seines<br />
Untersuchungsergebnisses. Man kann sich fragen, ob er gehalten wäre, die Rechte<br />
der Mutter auf informationelle Selbstbestimmung auch posthum zu schützen. Seine<br />
Verpflichtung gegenüber dem ratsuchenden Paar hätte demgegenüber aber<br />
sicherlich Vorrang und würde zudem von mindestens zwei weiteren Argumenten<br />
unterstützt, die Beauchamp und Childress im Kontext eines anderen Beispielfalles<br />
anbringen: 1. Die Unfruchtbarkeit der Patienten erfordert eine Erklärung und 2. die<br />
Arzt/Patienten – Beziehung verlangt grundsätzlich die Offenlegung von für den<br />
88 Beauchamp/Childress. 2001, S. 292