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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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geboten. Die Bezugnahme auf Menschenrechte, wie sie allenthalben gepflegt werde,<br />

allein reiche nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Fukuyama führt aus: „And any<br />

serious discussion of human rights must ultimately be based on some understanding<br />

of human ends or purposes, which in turn must almost always rest on a concept of<br />

human nature...” 148 Unter human nature versteht er „the sum of the behavior and<br />

the characteristics that are typical of the human species, arising from genetic rather<br />

than environmental factors.” 149<br />

Dabei ist für ihn die Natur nicht nur der Erkenntnisgrund der Ethik, sondern<br />

sie ist für ihn zugleich der Urgrund der Menschenwürde. Wie das Ganze mehr ist als<br />

die Summe seiner Teile, so sei auch der Mensch mehr als eine Anhäufung<br />

physiologischer und psychologischer Faktoren, betont Fukuyama. Im Laufe der<br />

Evolutionsgeschichte habe es mit dem Erscheinen des denkenden und vor allem auch<br />

fühlenden Menschen, der im Laufe seiner Entwicklung einen natürlichen moralischen<br />

Sinn entwickelt habe, eine Art qualitativen, wenn nicht gar ontologischen 150 Sprung<br />

gegeben, der genau diesen Übergang von der Summe zum Ganzen markiert.<br />

Fukuyama spricht vom factor X, um diese untergründige menschliche Qualität zu<br />

beschreiben. Diese verdiene, so sagt er, einen bestimmten, minimalen Level an<br />

Respekt. Und er konkludiert schließlich: „What is it that we want to protect from any<br />

future advances in biotechnology? The answer is, we want to protect the whole<br />

range of our complex, evolved natures against attempts of the selfmodification. We<br />

do not want to disrupt either the unity or the continuity of human nature and thereby<br />

the human rights that are based on it”. 151<br />

Offensichtlich berühren sich hinsichtlich der Intention ihrer Schriften die<br />

Fukuyamaschen Ideen eng mit den von Leon Kass vorgebrachten Gedanken. In ihrer<br />

Begründung der Menschenwürde aber unterscheiden sie sich nachhaltig. Ganz<br />

allgemein nimmt sich gegenüber der Kasschen Passion der factor X Fukuyamas als<br />

Beschreibung des numinosen Qualitätssprungs, der die Würde ins menschliche Leben<br />

bringt, etwas blutarm aus. Besonders kritisch an diesem Konstrukt ist vor allem seine<br />

Auffassung, das spezifisch Menschliche bräche, gleichsam aus dem off kommend, in<br />

148 Francis ,.2002. S. 106<br />

149 Francis Fukuyama.2002. S. 130<br />

150 Hier bezieht sich Fukuyama auf den Papst, der von einem ‚ontological leap’ spricht, by which the<br />

soul was inserted in human beings in a mysterious way. Vgl. S. 161<br />

151 Francis Fukuyama. 2002. S. 172<br />

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