WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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gegebenenfalls die Unwahrheit zu sagen. Von einer dualen Arzt/ Patienten –<br />
Beziehung ist in einem solchen Fall jedenfalls nicht mehr die Rede.<br />
10. Nicht medizinische Anwendungsfelder<br />
Auch jenseits der medizinischen Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältige<br />
Verwendungen für Proteinchipdiagnosen vorstellbar. Wie dargestellt, vermitteln die<br />
durch den Chip erhobenen Daten potentiell ein sehr detailliertes Bild vom<br />
allgemeinen Gesundheitszustand, aber eben auch vom Lebenswandel, von den<br />
Gewohnheiten und evtl. auch Charaktereigenschaften sowie der wahrscheinlichen<br />
zukünftigen physischen Befindlichkeit einer Person.<br />
Prinzipiell könnten alle Individuen, Apparate und Institutionen, die ein<br />
Interesse an einer möglichst präzisen Einschätzung von Menschen hinsichtlich ihrer<br />
Stärken und Schwächen, ihres Potentials und ihrer Gefährdungen haben, oder die,<br />
aus welchen Gründen auch immer an der Überwachung von Personen interessiert<br />
sind, versuchen, in den Besitz von Proteinanalysen zu kommen. Es ist unschwer<br />
vorstellbar, dass die Kombination dieser drei Faktoren: “viel, schnell und einfach“<br />
bezogen auf Informationen über Personen eine prekäre ethische Situation kreiert.<br />
Begehrlichkeiten unterschiedlichster Gruppierungen könnten geweckt werden. Am<br />
naheliegendsten erscheint vielleicht das Interesse von Versicherungen. Diese etwa<br />
könnten sich darum bemühen, die Berechtigung zur Einsicht in Proteinprofile zu<br />
erhalten, um Angaben der Versicherungsnehmer bezüglich ihres<br />
Gesundheitszustandes und ihrer Lebensführung zu überprüfen. Ein ähnliches<br />
Interesse könnte potentielle Arbeitgeberinnen leiten, für die es ggf. interessant wäre,<br />
die Eignung ihrer Mitarbeiterinnen und den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen auf<br />
„wissenschaftlich fundierte Weise“ überprüfen zu können.<br />
Auch im Kontext der Strafverfolgung erscheint eine solche Kontrollfunktion<br />
möglicherweise wünschenswert. Beispielsweise bei der Erstellung eines Täterprofils<br />
oder bei der Motivforschung. 66 Und schließlich ist es nicht abwegig, an die<br />
Verwendung von Informationen über Proteinprofile im Bereich Partnerwahl zu<br />
66 Es gibt allerdings auch einige Evidenz dafür, dass Erkenntnisse aus der Gen- und<br />
Proteinanalytik zu einer völlig neuen Sicht krimineller Handlungen und ihrer Hintergründe beitragen<br />
könnten; etwa wenn sich herausstellen sollte, dass Straffälligkeit stark durch Veranlagung bedingt ist<br />
und viel weniger als bisher angenommen individueller Verantwortung zugerechnet werden kann.