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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Basis entzogen wird, ganz unmöglich macht, die Glückseligkeit zu erlangen. Die<br />

Angst bezieht sich nach seiner Auffassung vor allem auf drei Phänomene: die Götter,<br />

den Tod und den Schmerz und beruht schlicht auf irrigen Annahmen über die<br />

benannten Phänomene. Die Philosophie könne aufgrund ihrer Naturerkenntnis die<br />

Angst auslösenden Missverständnisse ausräumen.<br />

Epikur greift in diesem Zusammenhang zurück auf den materialistischen<br />

Atomismus Demokrits. Der vertrat als einer der ersten die Auffassung, dass die<br />

Phänomene dieser Welt bloße Naturerscheinungen sind – für Epikur eine<br />

willkommene Speerspitze gegen die antike Mythologie. Erklärte diese doch alle<br />

irdischen und himmlischen Phänomene mit göttlichem Walten und betrachtete<br />

beispielsweise die Gestirne als beseelte Wesen und Aufenthaltsort der Götter, deren<br />

Zürnen die Menschen in Furcht und Schrecken versetzte. Epikur legte demgegenüber<br />

Wert darauf, die Himmelskörper als analysierbare Atomkompositionen zu<br />

‚demaskieren’, die „wie alle materiellen Körper dem Entstehen und Vergehen<br />

unterworfen“ 208 sind. Es bestehe kein Grund, ihnen eine besondere Macht<br />

zuzugestehen und sich vor ihnen zu fürchten. So wie es auch keinen Grund gebe,<br />

sich vor Schmerzen oder vor dem Tod zu fürchten: Solange wir sind, sei nämlich der<br />

Tod nicht, ist aber der Tod, so seien wir nicht mehr; also ginge uns der Tod nichts<br />

an. Und der Schmerz sei nicht zu fürchten, weil jeder sehr heftige Schmerz nur von<br />

kurzer Dauer, während der langandauernde Schmerz erträglich, also eigentlich kein<br />

Schmerz sei; außerdem könne die geistige Lust, eine Art spiritueller ‚hedone’, jeden<br />

körperlichen Schmerz vergessen machen. 209 Diese kleine ars moriendi hatte für<br />

Epikur nicht nur eine allgemein philosophische, sondern auch eine eminent<br />

persönliche Bedeutung. Er litt zeit seines Lebens unter Schmerzen, vermutlich<br />

verursacht durch Nierensteine, und starb schließlich, damit dann unerträglichen<br />

Schmerzen aufgrund von ‚Harnverschluss’ und Ruhr mithilfe eines Bechers schweren<br />

Weines, im Bade getrunken, ein Ende bereitend, nachdem er zuvor umsichtig seinen<br />

Nachlass geregelt und sich von seinen Freunden verabschiedet hatte.<br />

Epikur ermutigte die Menschen, dem eigenen Leben Gestalt zu geben und sich<br />

auf ihr eigenes, unabhängiges Ich zu besinnen. Die Autarkeia, dieser „Zustand, in<br />

208 Carl – Friedrich Geyer. 2000. S. 42<br />

209 Vgl. Carl-Friedrich Geyer. 2000. S. 56<br />

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