WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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lustvolles. Denn die Tugenden sind mit dem lustvollen Leben aufs engste<br />
verwachsen, und das lustvolle Leben ist von ihnen untrennbar.“ 204<br />
Diesen Erkenntnissen entspricht eine bestimmte Geisteshaltung und eine<br />
bestimmte Art der Lebensführung. Epikur geht davon aus, dass die Philosophie für<br />
beides Hilfestellung und Orientierung bereitstellen kann. Sein Anliegen ist es, mittels<br />
seiner Lehre Einsichten zu vermitteln, die dem Gewinn dieser Geisteshaltung und<br />
dieser Lebensführung dienlich sind. Er versteht die Philosophie denn auch als<br />
„Heilkunst und Medizin (pharmakon) der Seele“ 205 und befasst sich vornehmlich mit<br />
der Erforschung und Ausräumung möglicher Störungen und Hemmnisse der<br />
Seelenruhe. „Leeres Geschwätz ist die Rede jenes Philosophen, durch die keine<br />
menschliche Leidenschaft geheilt wird. Wie wir einer Heilkunst nicht bedürfen, die<br />
nicht imstande ist, Krankheiten aus unserem Körper zu vertreiben, bedürfen wir auch<br />
einer Philosophie nicht, die nicht das Leiden der Seele vertreibt.“ 206<br />
Epikur fasste seine Gedanken in vier grundlegenden Thesen zusammen, die<br />
als eine Art Glaubensbekenntnis des Epikureismus betrachtet werden können. Dieses<br />
Tetrapharmakos genannte Bekenntnis wurde memoriert und wiederholt und bildete<br />
so die Grundlage des Kepos, der epikureischen Schule.<br />
„ Immer sollen dir die vier Heilmittel zur Hand sein:<br />
Vor der Gottheit brauchen wir keine Angst zu haben.<br />
Der Tod bedeutet Empfindungslosigkeit.<br />
Das Gute ist leicht zu beschaffen.<br />
Das Schlimme ist leicht zu ertragen.“ 207<br />
Als Hauptstörfaktor für ein von Freude geprägtes Leben gilt Epikur die Angst<br />
und mit ihr setzt er sich denn auch sehr nachhaltig auseinander. Glaubt er doch, dass<br />
sie den Menschen ganz ungebührlich gefangenhält und es ihm, wenn ihr nicht die<br />
204 Diogenes Laertius X. 132 S. 284<br />
205 Interessant ist dabei der lateinische Übersetzungsversuch mit ‚medicina mentis’, der sich in<br />
unserem Begriff ‚Medikament’ wiederfindet. Hier zeigt sich die enge Verbundenheit von Philosophie<br />
und Medizin Vgl. Carl-Friedrich Geyer. 2000. S. 48<br />
206 Aus den Fragmenten Epikurs in: Epikur Philosophie der Freude. 1988. S. 93<br />
207 Zitiert in: Epikur. 1988. S. 102