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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Jonas’ an, der in seinem Buch Das Prinzip Verantwortung schrieb: „... die Kluft<br />

zwischen abstrakter Sanktion und konkreter Motivation muss vom Bogen des Gefühls<br />

überspannt werden, das allein den Willen bewegen kann.“ 139<br />

Leon Kass tritt mit dem donnernden Pathos des Propheten auf, getrieben von<br />

der Sorge um den Fortbestand der Menschheit, die er mit Hans Jonas teilt, dem<br />

übrigens unter anderen das Buch Life, Liberty and the Defense of Dignity gewidmet<br />

ist. Dem Gang seiner Überlegungen ist allenthalben seine tiefe Verbundenheit mit<br />

Tradition und Familie, religiöser Gemeinschaft, gediegener Bildung und liberalen<br />

demokratischen Überzeugungen abzuspüren. Und seine nachhaltige Betonung des<br />

Aspekts der fleischlichen Existenz wurzelt offensichtlich in der alttestamentarischen<br />

Überlieferung, in der das Moment der Zeugung von Nachkommenschaft als Ausgangs<br />

– und Endpunkt aller Erzählungen wie ein Generalbass den Fortgang der Ereignisse<br />

unterlegt.<br />

Wer sich ebenfalls diesen Traditionssträngen und diesem Wertekanon<br />

verbunden fühlt, wird geneigt sein, Kass’ mitreißendem Plädoyer zu folgen und mit<br />

ihm eine Lanze zu brechen für das Leben in all seinen Facetten und Ausprägungen<br />

seiner naturgegebenen Vorfindlichkeit. Wer sich kulturell und geistig anders verortet,<br />

reagiert möglicherweise mit Befremden auf die in Life, Liberty and the Defense of<br />

Dignity vorgebrachten Argumente.<br />

So die Hauptgegenspieler der Biokonservativen, die sogenannten<br />

Transhumanisten, die dafür eintreten, Enhancement – Technologien großzügig<br />

verfügbar zu machen und ihren Einsatz der Entscheidung der Individuen anheim zu<br />

stellen. 140 Mit ihnen kann man fragen: Ist die Brave New World Aldous Huxleys’ mit<br />

ihren intellektuell, spirituell und sozial verkrüppelten Menschen, die Kass seinen<br />

Lesern als dräuende Zukunftsvision an die Wand malt, wirklich die Welt, auf die wir<br />

durch biotechnologische Eingriffe in die Natur hinsteuern, wie Kass glaubt? Die<br />

Menschen der Brave New World sind absichtlich in ihrem menschlichen Potential<br />

verstümmelt worden, um sie einem übergeordneten Herrschaftssystem anzupassen.<br />

Diese Absicht wird man aber weder den einzelnen Akteuren biotechnologischer<br />

Entwicklungen, noch dem Prozess als Ganzen unterstellen können.<br />

139 Hans Jonas. 1979. S. 164<br />

140 Nick Bostrom. 2005.<br />

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