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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Wiederholung nutzen sich die Argumente allmählich ab. Und eine generelles,<br />

besorgtes Huch lässt sich mit utilitaristischen Argumenten allzu leicht vom<br />

Tisch fegen. Allein aus pragmatischen Gründen erscheint es deshalb ratsam,<br />

sehr präzise jeweils einzelne Entwicklungsschritte auf ihre Auswirkungen hin<br />

zu untersuchen (ohne dabei den Gesamtkontext aus dem Blick zu verlieren),<br />

und die breit gefächerten Unheilsprognosen zu vermeiden. Die Reaktion auf<br />

technologische Innovationen kann nicht lauten schön oder schlimm, sondern<br />

muss konkret der Frage nachgehen: Was tut sich? Und wie muss das, was sich<br />

tut, gestaltet sein, damit es guttut?<br />

Damit komme ich zum zweiten Aspekt, der im<br />

technologiereflektorischen Diskurs eine nicht mehr hilfreiche Rolle spielt: dem<br />

Dualismus von Romantik und rationalistischer Pragmatik. In unterschiedlichen<br />

Spielarten ist dieser Dualismus als prägnantes Muster in der Kulturgeschichte<br />

der beiden vergangenen Jahrhunderte auszumachen. Am einen Ende ist er<br />

gekennzeichnet durch den eigentlich jedes absichtsvolle, berechnende<br />

Eingreifen in natürliche Zusammenhänge verbietenden Hinweis auf die<br />

Verbundenheit von allem mit allem, wofür die Romantiker, die Kumbayah<br />

singing tree huggers, wie sie einmal in einem englischen Artikel genannt<br />

wurden, beispielsweise gern auf die Lehren des Franz von Assisi, wie er sie<br />

unter anderem in seinem Sonnengesang formuliert hat, in dem er von Bruder<br />

Mond, Bruder Wind, Schwester Wasser spricht, verweisen. 90 Am anderen Ende<br />

ist er markiert von einer radikalen Entmythologisierung der Natur, die die<br />

Wahrnehmung der Phänomene des Lebendigen auf ihre physische, messbare<br />

und kontrollierbare Entität beschränkt und im natürlich Vorfindlichen ein<br />

uneingeschränktes Betätigungsfeld für menschliches Agieren sieht.<br />

Die Herausforderungen der Gegenwart machen eine Integration dieser<br />

Grundhaltungen notwendig, die unideologisch beiden Wahrnehmungsweisen<br />

ihre Wahrheit und beide zu ihrem Recht kommen lässt. Hans Achterhuis hat<br />

dafür einen gangbaren Weg aufgezeigt. In einem Aufsatz unter dem Titel De<br />

boom des levens in traditie en moderniteit, der in seinem 1995 erschienenen<br />

Buch Natuur tussen mythe en techniek aufgenommen ist, setzt sich Achterhuis<br />

90 Franz von Assisi. 1979<br />

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