WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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ist die Lust, das größtmögliche Wohlbefinden, das durch eine besonnene<br />
Lebensführung zu erreichen ist.<br />
Bevor ich damit die Darstellung des Epikureismus abschließe, will ich noch<br />
einen Punkt ansprechen, der sehr interessant ist und nachdenklich stimmt. Es geht<br />
um die schon aus der Antike herrührende Verfemung Epikurs und des ihm<br />
zugeschriebenen Hedonismus. Der Hedonismus gilt als Inbegriff eines gänzlich an<br />
Lust und der Vermeidung von Unlust orientierten Lebensstils, in dem Lust<br />
„ausschließlich für die Bereiche des Niederen, Anrüchigen, moralisch Anstößigen,<br />
Verwerflichen“ 215 steht. Die vorausgegangenen Ausführungen mögen verdeutlicht<br />
haben, wie wenig diese Interpretation mit der von Epikur intendierten Lebenshaltung<br />
gemein hat. Ausschweifungen jedweder Art, wie sie gemeinhin mit dem Hedonismus<br />
assoziiert werden, liegen ihm gerade völlig fern.<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang zu beobachten, wie Rezeptionen sich<br />
verselbständigen und gelegentlich eine völlig andere Richtung einschlagen als in der<br />
Lehre ursprünglich intendiert, so dass, wie im vorliegenden Fall, ein Denker noch<br />
nach Jahrtausenden als Urheber einer Idee angeprangert wird, die er so nie<br />
formuliert hat. Josef Werle, Philosoph an der Universität Trier, schreibt im Nachwort<br />
zu seiner Zusammenstellung klassischer Texte der philosophischen Lebenskunst:<br />
„Epikur dürfte zu den am meisten missverstandenen – weil nicht oder nur<br />
ungenau gelesenen – Philosophen des Abendlandes zählen... Epikur, das erkennt der<br />
vorurteilsfreie Leser sehr schnell, war ein Aufklärer im besten Sinne des Wortes: Er<br />
wollte durch seine Philosophie den Menschen von irrationalen Ängsten und von<br />
Todesfurcht befreien, sein Anliegen war ‚die Gesundheit der Seele.’“ 216<br />
Das bringt uns zur dritten der von mir für die Fundierung meines Konzepts<br />
herangezogenen biophilen Weltanschauungen, zur Philosophie der Lebenskunst. Sie<br />
ist eine Art Sammelbecken zahlreicher Ansätze mit ähnlichen Stoßrichtungen.<br />
215 Carl Friedrich Geyer. 2000. S. 76<br />
216 Josef Werle. 2000. S. 585/6<br />
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