29.11.2012 Aufrufe

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Selbstmächtigkeit Genüge zu tun, und nicht, indem man die Neugier an die<br />

kurze Leine nimmt.<br />

Damit kommen wir zurück zum Proteinchip. Ob sein analytisches Potential<br />

tatsächlich als Entblößung erlebt werden wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht wandelt<br />

sich im Zuge zunehmender Einblicke in den physiologischen Spiegel persönlicher<br />

Verfassung und Geschichte auch ganz schnell die Selbstwahrnehmung und die<br />

Offenlegung verborgener Aspekte wird zur Gewohnheit, die als nicht problematisch<br />

erlebt wird. Jedenfalls wird es schwerer werden, anderen und sich selbst etwas<br />

vorzumachen. Die bei der Anamnese eingeräumten ein oder zwei Zigaretten am Tag<br />

werden schnell als die halbe Schachtel entlarvt, zu der sie sich doch immer wieder<br />

unversehens summieren, das ‚Gläschen Wein ab und zu’ entpuppt sich leicht als der<br />

handfeste Alkoholismus, den man sich nie eingestanden hätte. Für die Behandlung<br />

ist die durch die Analyse ermittelte Information vermutlich sachdienlicher als die<br />

stark von der Kommunikationssituation und den untergründigen Interessen des<br />

Patienten (der die Ärztin nicht verärgern oder gerade umgekehrt ihre Unabhängigkeit<br />

unter Beweis stellen will, oder einfach versucht, einen guten Eindruck zu machen)<br />

gesteuerte Aussage, die sich durchaus erheblich von den Fakten unterscheiden kann.<br />

Ganz allgemein – und ohne dass hier automatisch ein manipulierendes und die<br />

Selbstmächtigkeit untergrabendes Moment ins Spiel kommen muss - gilt, je<br />

ausgefeilter die Kontrollmöglichkeiten werden, desto mehr kann ein bestimmtes<br />

persönliches Verhalten eingefordert werden. Dieser Punkt gewinnt besondere<br />

Bedeutung in einer Zeit leerer Kassen, in der zunehmend Überlegungen an<br />

Popularität gewinnen, eine jede möge doch zunächst einmal selbst das ihr Mögliche<br />

für ihre Gesundheit tun, bevor unter Inanspruchnahme des gemeinsam finanzierten<br />

medizinischen Versorgungsapparates allerlei Maßnahmen ergriffen werden, die<br />

sowieso nur dann fruchten, wenn sie durch ein adäquates Verhalten desjenigen, dem<br />

sie zugute kommen, unterstützt werden. (Man denke etwa an eine Vielzahl von Herz<br />

– Kreislauferkrankungen, die direkt mit mangelnder Bewegung und Fehlernährung zu<br />

korrelieren sind.) Solcherart Überlegungen werden mehr oder weniger verhalten<br />

durchaus schon länger angestellt; sie waren aber bislang relativ bedeutungslos,<br />

angesichts der Tatsache, dass die individuelle Lebensführung der äußeren<br />

Überprüfung entzogen war. Wenn nun aber – unter anderem - der Chip die<br />

197

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!