WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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Informationsübermittlung gedacht gewesen. Kaum aber war es etabliert,<br />
nutzten es auch schon die ersten Franzosen um miteinander zu<br />
kommunizieren, anstatt sich von der Pariser Zentralregierung Daten<br />
übermitteln zu lassen. Dieser „Missbrauch“ stieß bei offiziellen Stellen zunächst<br />
auf nachhaltige Empörung. Die Nutzung des Minitel- Systems als<br />
Kommunikationsinstrumentarium war keinem der an seiner Entwicklung und<br />
Etablierung beteiligten Personen, noch reflektierenden Philosophen in den Sinn<br />
gekommen.<br />
Eine ähnliche Entwicklung war dem Telefon beschieden, wie Achterhuis<br />
ebenfalls beschreibt. 167 Als es in seiner Anfangszeit allmählich immer mehr<br />
Verbreitung fand, hatte man ihm zunächst die Funktion einer Art akustischen<br />
Telegraphens zugedacht. Informationsaustausch, der kurz, funktionell und<br />
höflich zu sein hatte, galt als angemessene Form des Gebrauchs. Schon bald<br />
aber entdeckten vor allem Hausfrauen das Telefon als Konversationsmedium.<br />
Und trotz der anfänglich strengen Verurteilung dieser Art der Nutzung, fand<br />
sie zunehmend Anhängerinnen und auch Anhänger. Als das Telefon schließlich<br />
in vielen Haushalten aus dem kalten Flur ins warme Wohnzimmer verlegt<br />
wurde, hatte die „Umnutzung“ allgemeine Akzeptanz gefunden. Mit den<br />
schnurlosen Apparaten und Handys, die das Telefonieren von jedem<br />
denkbaren, für die Kommunikation mehr- oder weniger geeigneten Ort<br />
erlaubt, hat diese Entwicklung ihren vorläufigen Abschluss gefunden.<br />
Ein drittes Beispiel nennt Brigitte Zypries, die derzeitige deutsche<br />
Justizministerin. Die Pränataldiagnostik, schreibt sie, sei ursprünglich nur für<br />
wenige, klar umrissene Indikationen entwickelt worden. Heute wird sie<br />
routinemäßig praktisch bei jeder Schwangeren in mehr oder weniger<br />
ausführlicher Form vorgenommen. Das entsprach überhaupt nicht der<br />
anfänglichen Intention, die die Entwicklung der dafür notwendigen Technik in<br />
Bewegung setzte. 168 Die sozialen, kulturellen, aber auch biologischen Folgen<br />
einer durch den flächendeckenden Einsatz der pränatalen<br />
Diagnostikinstrumentarien und der auf ihren Ergebnissen basierenden<br />
genetischen Selektion, sind in jedem Fall immens, wenn auch bislang noch<br />
167 Hans Achterhuis. 2001. S. 80 ff.<br />
168 Brigitte Zypries. 2004