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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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die das Leben selbst zum Kunstwerk wird, und die gekennzeichnet ist von<br />

Autonomie, von Freiheit, Verantwortung und Kreativität.<br />

192<br />

„Das Selbst strukturiert und gestaltet das Material, das das eigene<br />

Leben ist, überlässt diese Arbeit nicht mehr einem anonymen Sollen, sondern<br />

vollzieht sie gemäß seiner eigenen Wahl, um dem Leben Stil und Form zu<br />

geben und eine Existenz des Maßes zu verwirklichen...“ 262<br />

Im Sinne der Heuristik der Lebensfreude ist es zunächst einmal, wie auch<br />

bereits in Bezug auf die Seelenruhe und die Selbstgenügsamkeit von Bedeutung,<br />

Selbstmächtigkeit als wichtigen Aspekt im Zusammenhang der<br />

Gesundheitsversorgung ins Blickfeld zu rücken und den medizinischen Horizont um<br />

diese Dimension zu erweitern. Das Bedürfnis nach Autarkie im hier beschriebenen<br />

Bedeutungshorizont bedarf sorgfältiger Beachtung. Vor allem deswegen, weil eine<br />

umfassendere Kenntnis individueller physiologischer Gegebenheiten, die durch die<br />

modernen Technologien ermöglicht wird, nicht ohne eine größere<br />

zwischenmenschliche Transparenz, die viele Lebensbereiche einschließt, zu haben ist.<br />

Und mit dieser größeren Transparenz geht eine Machtverschiebung einher,<br />

dergestalt, dass in erster Linie die Ärztin, potentiell aber auch andere, mittels der<br />

diagnostischen Instrumentarien informativen Zugang zu bislang dem Individuum<br />

vorbehaltenen Lebensbereichen erhält. Auf diese Weise kommt ein potentiell<br />

kontrollierendes Moment ins Spiel, das das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztin und<br />

Patientin nachhaltig belasten kann. Eine solche Entwicklung gibt zu denken und sie<br />

aktiviert zunächst einmal vertraute Abwehr – und Schutzimpulse, die sowohl auf<br />

Bedenken in Bezug auf die Persönlichkeitsrechte, wie in Bezug auf die persönliche<br />

Sicherheit und Selbstmächtigkeit beruhen. Man kann sich durchaus vorstellen, dass<br />

jemand lieber auf die Vorteile, die die medizinischen Errungenschaften ihm bringen<br />

könnten, verzichtet, als eine solch weitgehende Einsichtnahme in seine<br />

Lebensführung zu erlauben.<br />

262 Wilhelm Schmid. 1998. S.166 Schmid behandelt den Aspekt Selbstmächtigkeit im Zusammenhang<br />

mit seinen Ausführungen zur Ästhetik, die uns hier aber nicht weiter beschäftigen soll.

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