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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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2. Die Seelenruhe<br />

Nun weist Epikur uns, wie gesagt, darauf hin, dass Gesundheit zwar sehr<br />

wichtig, aber nur ein Aspekt der Lebensfreude ist. Für ihn steht sie gleichgewichtig<br />

neben der Seelenruhe. Seelenruhe in Epikurs Sinn ist die Bezeichnung einer<br />

Befindlichkeit, die auf einer von Einsicht getragenen Geisteshaltung und einer<br />

sittlichen Lebensführung beruht, und durch größtmögliche Lust gekennzeichnet ist.<br />

Diese Art von Seelenruhe und die physisch – psychische Gesundheit machen<br />

gemeinsam die Lebensfreude aus, die sich in höchst angenehmen, lustvollen<br />

‚Seelenregungen’ äußert.<br />

Wie wir gesehen haben, war für Epikur die Befreiung von Angst eine<br />

wesentliche Voraussetzung der Seelenruhe, der psyche ataraxia. Mit seiner<br />

Naturlehre und der Konzentration auf naturwissenschaftliche, rationale Argumente<br />

versuchte er der Angst den Nährboden zu entziehen. Auch den heute gültigen<br />

naturwissenschaftlich fundierten Welterklärungsmodellen und den mit ihnen<br />

verbundenen technischen Methoden zur Kontrolle und Gestaltung der<br />

Lebensvorgänge, liegt letztlich dieselbe Motivation zugrunde: Angstreduzierung.<br />

Ohne Zweifel ein der Lebensfreude sehr förderliches Unterfangen. Es ist allerdings,<br />

wie wir gesehen haben, im je gegebenen Einzelfall einer technologischen Novität<br />

abzuklären, ob sie diesem Ziel auch tatsächlich dient und gegebenenfalls darauf<br />

hinzuwirken, dass sie es tut. Denn leicht werden in demselben Zug, in dem Ängste<br />

auf der einen Seite abgebaut werden, auf der anderen neue kreiert. Man denke nur<br />

an die pränatale Diagnostik, anhand derer dieser Umstand besonders augenfällig<br />

wird. Und leicht kann auch, wie angesprochen, ein übergroßes Kontrollbestreben,<br />

das aus dem Wunsch nach Angsteindämmung motiviert ist, einen Umschlag ins<br />

Gegenteil bewirken und erst recht Angst auslösen.<br />

Für unseren Zusammenhang ist es zunächst grundlegend wichtig, den Aspekt<br />

Angstminderung als ein Qualitätsmerkmal von Medizintechnologie ins Blickfeld zu<br />

rücken, das im Kontext einer lebensbejahenden Weltgestaltung Berücksichtigung<br />

finden und im Blick auf jede neu einzuführende Technologie abgeklärt werden sollte.<br />

Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt den Proteinchip, muss man<br />

konstatieren, dass er sowohl Angst mindern wie Angst schüren kann. Kann man<br />

seinen Beitrag zur Gesundheitsförderung eindeutig als joy beneficial bezeichnen,<br />

kommen hinsichtlich des Aspekts Seelenruhe auch joy endangering Elemente ins<br />

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