Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
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Bestandsaufnahme zum <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong><br />
153<br />
Umsatzsteuersystemrichtlinie aufgeführt ist. Diese Ankündigung führte im Kunsthandel zu einer erheblichen<br />
Unruhe, da massive Umsatzeinbußen und Nachteile gegenüber europäischen Wettbewerbern<br />
befürchtet wurden. Es wurde schließlich die Lösung einer pauschalierten Margenbesteuerung<br />
und eines Übergangsjahrs 2013 gefunden. Diese Neuregelung sollte im Rahmen des Jahressteuergesetzes<br />
2013 beschlossen werden. Da das Jahressteuergesetz 2013 im Bundesrat abgelehnt wurde und<br />
auch im Vermittlungsausschuss keine Lösung gefunden werden konnte, ist bei Redaktionsschluss<br />
unklar, wie in dieser Frage weiter verfahren wird.<br />
Stellt für Branchen wie die Musikwirtschaft, den Buchmarkt, die Rundfunkwirtschaft, das Pressewesen<br />
und die Filmwirtschaft die Digitalisierung die derzeit wesentliche Herausforderung dar, der<br />
ordnungspolitisch mit Urheberrechtsreformen begegnet werden soll, ist für den Kunsthandel das<br />
Steuerrecht von herausragender Bedeutung. Gerade für Sammler, die über kein großes finanzielles<br />
Budget verfügen und dennoch zeitgenössische Kunst erwerben wollen, ist ein Mehrwertsteuersatz<br />
von 7 oder von 19 % von Relevanz. Ähnliches gilt bei Erblassern mit einer Kunstsammlung. Hier besteht<br />
bei den Erblassern und bei Erben das Interesse, eine Sammlung möglichst vollständig zu erhalten,<br />
um den Sammlungscharakter nicht zu gefährden. Die Erbschaftssteuer kann diesem kulturellen<br />
Anliegen oft den sprichwörtlichen Strich durch die Rechnung machen.<br />
Die öffentliche Wahrnehmung des Kunstmarktes wird vor allem durch große Auktionen geprägt,<br />
bei denen erhebliche Preise für Werke der klassischen Moderne oder für Werke anerkannter und<br />
am Markt durchgesetzter Künstler des 20. Jahrhunderts gezahlt werden. Die Galeriearbeit mit zeitgenössischen<br />
Künstlern, insbesondere mit jungen Künstlern, unterscheidet sich grundlegend von<br />
der von Auktionshäusern. Galerien müssen zunächst das Interesse an den Arbeiten der von ihnen<br />
vertretenen Künstler wecken. Viele Künstler können nicht auf dem Markt platziert werden, obwohl<br />
in ihre Vermarktung nicht nur Arbeit, sondern auch Geld investiert wurde. Auch ist es nicht gesagt,<br />
dass ein Künstler über einen langen Zeitraum Werke gleichbleibender Qualität schafft, für die sich<br />
Sammler finden. Denn schließlich sucht jeder Künstler nach neuen Ausdrucksformen und will sich<br />
nicht wiederholen. Insofern ist gerade der kleinteilige Kunsthandel, bei dem es sich in der Regel um<br />
Einzelunternehmer handelt, besonders störanfällig und der Erfolg ist unsicher.<br />
Übersicht 70: Unternehmen, Erwerbstätige, abhängig Beschäftigte und Umsatz in Mio. Euro im Kunstmarkt<br />
2003 und 2010<br />
2003 2010 Veränderung Veränderung in %<br />
Unternehmen 10.285 13.464 3.179 31<br />
Erwerbstätigen 14.617 19.243 4.626 32<br />
abhängig Beschäftigte 4.332 5.779 1.447 33<br />
Umsatz in Mio. Euro 1.490 2.332 842 57<br />
Eigene Darstellung nach Söndermann 2010, 81f und Söndermann 2012, 127f<br />
Aus Übersicht 70 ist die Veränderung der Zahl an Unternehmen, an Erwerbstätigen, an abhängig<br />
Beschäftigten und Umsätzen zu entnehmen. In allen dargestellten Feldern ist ein deutliches Plus<br />
zu verzeichnen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass im Jahr 2010 als zusätzlicher Wirtschaftszweig<br />
der Handel mit Antiquitäten aufgenommen wurde und allein durch einen neuen zusätzlichen<br />
Wirtschaftszweig, der im Jahr 2003 noch nicht berücksichtigt wurde, bei den aggregierten<br />
Daten positive Ergebnisse zu erwarten sind.