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Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat

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<strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>. Hoffnungsträger oder Abstellgleis – Bewertung und Schussfolgerungen<br />

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und Bibliotheken. Museen, die ansonsten über eine ausgefeilte Museumsstatistik verfügen, sind gar<br />

nicht zu finden. Und auch andere <strong>Kultur</strong>einrichtungen, wie Jugendkunstschulen, kommunale Kinos,<br />

soziokulturelle Zentren usw., bleiben blinde Flecken.<br />

Dieser Mangel an Daten über die Zahl der Beschäftigten im <strong>Kultur</strong>bereich lässt die Daten zur <strong>Kultur</strong>finanzierung<br />

als reine Ausgabedaten erscheinen. Es wäre daher ein argumentativer Gewinn, wenn<br />

nicht nur deutlich würde, dass eine bestimmte Summe zur Finanzierung von <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

aufgewandt wird, sondern zusätzlich ein Eindruck vermittelt würde, wie viele Arbeitsplätze dadurch<br />

entstehen; Arbeitsplätze von Menschen, die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen und<br />

damit ihrerseits einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten.<br />

Ebenso wenig wird in den Blick genommen, welche Bedeutung der Dritte Sektor im <strong>Arbeitsmarkt</strong><br />

<strong>Kultur</strong> hat. An anderer Stelle wurde ausgeführt, dass es sich hier vielfach um befristete Beschäftigungen<br />

in Projekten handelt. Im Sinne einer vorausschauenden Sozialpolitik wäre von Interesse zu<br />

erfahren, inwiefern kontinuierliche Erwerbsbiografien in diesem Feld aufgebaut werden können,<br />

die ihrerseits Voraussetzung für eine entsprechende Altersversorgung im Rahmen der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung sind.<br />

2.8 Digitalisierung: Risiko und Chance zugleich<br />

Durch die Digitalisierung haben sich die Arbeitsabläufe, die Vermarktung, die Verbreitung und die<br />

Rezeption von Kunst und <strong>Kultur</strong> grundlegend verändert. Wer sich noch daran erinnert, dass bis vor<br />

einigen Jahren in einer öffentlichen Bibliothek die Ausleihe noch durch Personal betreut wurde, das<br />

zwar schon lange nicht mehr mit einem Stempel das Buch mit dem Rückgabetermin versah, aber<br />

doch zumindest die Verbuchung vornahm, der steht heute vor einem Terminal, in den der Leseausweis<br />

eingeschoben wird. Fünf Medien können gleichzeitig auf eine Fläche gelegt werden und nach<br />

Eingabe des persönlichen Codes wird in Sekundenschnelle die Quittung mit detaillierten Angaben<br />

zum Rückgabedatum usw. ausgehändigt. Auch am Wochenende können mittels dieser Maschinen<br />

Bücher zurückgegeben werden. Mittels des heimischen Computers wird der Katalog durchsucht,<br />

werden Bücher verlängert oder auch bestellt. Menschliche Arbeit spielt beim eigentlichen Entleihvorgang<br />

so gut wie keine Rolle mehr.<br />

Die Bibliotheken stehen hier als ein Beispiel dafür, wie die Digitalisierung den <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong><br />

verändert. Hochqualifizierte Arbeit, die eine entsprechende Ausbildung verlangt, gewinnt an Bedeutung,<br />

niedriger qualifizierte Arbeit, die im <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> ohnehin nur einen geringen Stellenwert<br />

hat, verliert weiter an Relevanz.<br />

Nicht übersehen werden darf, dass neue Berufe durch die Digitalisierung entstanden sind und weiter<br />

entstehen werden. Zu nennen ist der gesamte Bereich des Webdesigns, der Computerspieleentwicklung<br />

usw. Hier entstehen neue Arbeitsmärkte im Schnittfeld von Kunst, <strong>Kultur</strong> und Technik. Wer<br />

diese neuen Arbeitsmärkte als Hoffnungsträger sieht, sollte zumindest im Hinterkopf behalten, dass<br />

zugleich Arbeitsplätze in anderen Sektoren verloren gehen.<br />

2.9 Die Digitalisierung und der Wert der Kreativität<br />

Vollkommen zu Recht wird von Seiten verschiedener <strong>Kultur</strong>verbände und auch des Deutschen <strong>Kultur</strong>rates<br />

angemahnt, dass der Wert der Kreativität mehr geachtet werden muss. Gerade im ersten<br />

Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, in dem die Marktdurchdringung mit PC sowie Internetanschlüssen<br />

deutlich zugenommen hat, entstand eine Freibeutermentalität, dass im Netz alles kostenlos erhältlich<br />

sein müsse. In der analogen Welt entstandene Gewohnheiten, z.B. engen Freunden eine Schallplatte<br />

aufzunehmen, gewannen ganz neue Dimensionen. Digitale Klone sind qualitativ nicht mehr vom

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