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Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat

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Bestandsaufnahme zum <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong><br />

081<br />

Wird der <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> insgesamt in den Blick genommen, müssen allerdings alle drei Sektoren<br />

(Wirtschaft, Staat, intermediärer Sektor 81 ) betrachtet werden. Einen Zugang bietet hierzu das<br />

sogenannte Dreisektorenmodell. Es dient in erster Linie dazu, die <strong>Kultur</strong>wirtschaft von den anderen<br />

Sektoren, dem Staat und intermediären Sektoren (Vereine, Stiftungen) zu unterscheiden. Zu Beginn<br />

der Debatte um <strong>Kultur</strong>wirtschaft, so z.B. im 1. <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht NRW (<strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht<br />

NRW 1992), wurde noch der Versuch unternommen, die Sektoren scharf voneinander zu trennen.<br />

Dieses war zu jener Zeit wichtig, um den Begriff der <strong>Kultur</strong>wirtschaft in der wirtschafts- sowie<br />

kulturpolitischen Diskussion zu platzieren. Heute wird stärker auf die Interdependenzen zwischen<br />

den drei Sektoren hingewiesen. Die erwerbswirtschaftliche <strong>Kultur</strong> steht in engen Austauschbeziehungen<br />

zur öffentlich geförderten <strong>Kultur</strong>szene sowie dem Nonprofitbereich bzw. dem bürgerschaftlichen<br />

Engagement.<br />

In seiner Stellungnahme »<strong>Kultur</strong>- und Kreativwirtschaft: Zukunftsweisendes Handlungsfeld im<br />

Schnittpunkt verschiedener Politikfelder« aus dem Jahr 2008 unterstreicht der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat,<br />

dass zwischen den Unternehmen der <strong>Kultur</strong>wirtschaft und dem öffentlichen <strong>Kultur</strong>betrieb zahlreiche<br />

Wechselwirkungen bestehen. Es wird formuliert: »Es handelt sich hier nicht um strikt voneinander<br />

separierbare Bereiche, sondern vielmehr um kommunizierende Röhren. Nicht nur, dass Künstler<br />

oft in beiden Bereichen tätig sind, im öffentlichen <strong>Kultur</strong>betrieb findet ein Teil der Ausbildung von<br />

Künstlern statt, so z.B. in Musikschulen, öffentliche <strong>Kultur</strong>einrichtungen fragen kulturwirtschaftliche<br />

Güter nach, so z.B. Bibliotheken Bücher und öffentliche <strong>Kultur</strong>einrichtungen vergeben Aufträge<br />

an Künstler« (<strong>Deutscher</strong> <strong>Kultur</strong>rat Stellungnahme <strong>Kultur</strong>wirtschaft 12.12.2008). Weiter wird ausgeführt:<br />

»Kürzungen bei öffentlichen <strong>Kultur</strong>ausgaben gehen auch zu Lasten der <strong>Kultur</strong>wirtschaft. Öffentliche<br />

<strong>Kultur</strong>einrichtungen stehen bereits seit einigen Jahren unter einem erheblichen Kostendruck.<br />

Sie mussten Einsparungen vornehmen und sind gehalten, höhere Eigeneinnahmen zu erzielen.<br />

Dieses ist teilweise nur möglich, in dem sie selbst kulturwirtschaftlich tätig werden, also z.B. Bücher<br />

selbst verlegen, statt einen Verlag zu beauftragen. Wenn beispielsweise Museen aufgrund knapper<br />

Ankaufsetats Werke direkt beim Künstler und nicht über den Kunsthandel kaufen, so macht sich das<br />

beim Kunsthandel bemerkbar« (<strong>Deutscher</strong> <strong>Kultur</strong>rat Stellungnahme <strong>Kultur</strong>wirtschaft 12.12.2008).<br />

Damit wird in dieser Stellungnahme noch einmal formuliert, was sich als roter Faden durch die Arbeit<br />

des Deutschen <strong>Kultur</strong>rates zieht und letztlich in den Forschungsarbeiten von Fohrbeck und Wiesand<br />

aus den 1970er-Jahren vorgeprägt wurde 82 . Karla Fohrbeck und Andreas Joh. Wiesand unterstrichen<br />

im Jahr 2011 in einem Interview zu 30 Jahre <strong>Deutscher</strong> <strong>Kultur</strong>rat in der Zeitung Politik & <strong>Kultur</strong>, dass<br />

es ihnen gerade bei ihren berufssoziologischen Untersuchungen darum ging, aufzuzeigen, wie vielfältig<br />

das Tätigkeitsspektrum von Künstlern ist und dass das Bild vom einsamen Künstler, der allein<br />

und ausschließlich seiner schöpferischen Tätigkeit nachgeht, zwar romantisch ist, mit der Realität<br />

aber wenig zu tun hat. Karla Fohrbeck sagte in dem Interview: »Die erste Untersuchung war der ›Autorenreport‹,<br />

den wir dank Rudolf Augstein noch am Institut für Projektstudien beim SPIEGEL-Verlag<br />

81 Intermediärer Sektor wird im Gabler Wirtschaftslexikon wie folgt definiert: »Der Dritte Sektor schließlich ist durch eine<br />

Mischung aus den Regulationsmechanismen Vorsorge, Fürsorge, Vertrag und Solidarität charakterisiert. Organisationen<br />

des Dritten Sektors zeichnen sich durch ökonomische, politische, sowie gesellschaftlich-integrative Funktionen aus.<br />

Die arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Dritten Sektors wurde international durch das Johns Hopkins Comparative<br />

Nonprofit Sector Project analysiert und als sehr relevant bewertet. In den USA und Großbritannien existiert keine<br />

einheitliche Terminologie, weil dort Begriffe wie ›Independent Sector‹, ›Voluntary Sector‹, ›Philanthropic Sector‹,<br />

›Social Sector‹ oder ›Third Sector‹ teilweise synonym verwendet werden. Im dt. Sprachgebrauch wird der Dritte Sektor<br />

häufig mit Non-Profit-Sektor gleichgesetzt, wobei der letztgenannte Begriff hauptsächlich von der Managementlehre<br />

verwendet wird, während der Dritte Sektor einen eher von volkswirtschaftlicher und politikwissenschaftlicher Seite<br />

hervorgebrachten Ansatz repräsentiert.«: www.wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/7488/dritter-sektor-v7.html (zuletzt<br />

geprüft: 21.01.2013)<br />

82 Zu den Arbeiten von Fohrbeck und Wiesand in den 1970er-Jahren und deren Wirkung auf die Arbeit des Deutschen<br />

<strong>Kultur</strong>rates geben die Autoren im Interview mit Gabriele Schulz zum 30-jährigen Bestehen des Deutschen <strong>Kultur</strong>rates<br />

Auskunft. Sie erläutern darin, dass es ihnen stets um einen umfassenden, gesellschaftspolitischen Ansatz ging (Schulz,<br />

Fohrbeck, Wiesand 2011).

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