Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
164 <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>. Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in <strong>Kultur</strong>berufen<br />
mentaufnahme zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Freien Theater- und Tanzszene. Probleme<br />
wie die Abgrenzung zwischen selbstständiger Tätigkeit und abhängiger Beschäftigung werden ebenso<br />
aufgegriffen wie die soziale und wirtschaftliche Lage insgesamt. Viele der befragten Tanz- und Theaterschaffenden<br />
können von ihrer künstlerischen Arbeit allein nicht leben und sind auf Nebeneinkünfte<br />
angewiesen. Diese künstlerischen und zum Teil auch nicht-künstlerischen Nebentätigkeiten<br />
gehen zu Lasten der eigentlichen künstlerischen Arbeit. Als ein Problem wird die diskontinuierliche<br />
Beschäftigung herausgearbeitet. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, vier und mehr Monate<br />
im Jahr keinen Auftrag zu haben. Dargestellt wird auch, dass der Anteil der Theater- und Tanzschaffenden,<br />
der allein lebt, deutlich höher ist als in der Gesamtbevölkerung und ebenfalls deutlich höher<br />
als es noch bei den Befragten des Künstlerreports im Jahr 1973 der Fall war.<br />
Vertieft wird diese empirische Erhebung durch qualitative Interviews, die Anne Passow, Anne Gensior,<br />
Andrea Osterfeld und Eva-Karen Tittmann geführt haben. Cornelia Dümcke wertet speziell für<br />
das Feld der Darstellenden Künste die verschiedenen <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichte des Bundes, der Länder<br />
und ausgewählter Städte aus. Hier zeigen sich die Grenzen der Vergleichbarkeit aufgrund unterschiedlicher<br />
statistischer Zuordnungen der Vergangenheit. Mit dem Status der Künstler setzen<br />
sich Konrad Bach, Thomas Engel, Michael Freundt, Dieter Welke auseinander. Über die genannten<br />
Erhebungen und Untersuchungen hinaus wird das Symposium, das der Fonds Darstellende Künste<br />
im Jahr 2009 zur wirtschaftlichen und sozialen Lage Darstellender Künstler veranstaltete, dokumentiert.<br />
Ferner gibt es eine Reihe von Einzelbeiträgen, in denen spezifische Aspekte beleuchtet werden.<br />
Der Fonds Darstellende Künste ist mit dem Anspruch angetreten, dass der Report Darstellende Künste<br />
Vorbild für weitere Untersuchungen in anderen Sparten sein könnte, die zusammengenommen<br />
einen neuen Künstlersozialreport ergeben würden. Auf dieses Thema kommen Zimmermann und<br />
Schulz in ihrem abschließenden Beitrag zurück.<br />
6.2.3 Einzeldarstellungen Film, Fernsehen und Medien<br />
Mit der Situation der Film- und Fernsehwirtschaft setzen sich Castendyk und Goldhammer (2013)<br />
auseinander. Sie nehmen also die Arbeit- bzw. Auftraggeber in den Blick. Sie haben eine Primärerhebung<br />
bei 1.500 Unternehmen per Fragebogen durchgeführt und befassen sich mit einem breiten<br />
Spektrum an Themen der audiovisuellen Produktionswirtschaft. Untersucht werden unter anderem<br />
Unternehmensumsatz und -gewinn, Aufwand und Produktionskosten, die Finanzierung von Produktionen<br />
sowie Rechteverteilung. Ebenfalls wird gefragt wie die Standorte bewertet werden. Mit Blick auf<br />
die hier betrachtete Fragestellung der <strong>Kultur</strong>berufe ist vor allem der Aspekt der Beschäftigtenstruktur<br />
relevant. Hier wird unter anderem in den Blick genommen, wie viele der sozialversicherungspflichtig<br />
Festangestellten tatsächlich Betriebszugehörige sind und wie viel freie oder sozialversicherungspflichtig<br />
befristet Beschäftigte. Eher ernüchternd ist, dass die Zahl der betriebszugehörig Festangestellten<br />
auf 6.050 Personen geschätzt wird 151 . Von diesen rund 6.050 Personen ist die Mehrzahl<br />
(85 %) im Bereich Fernseh-Produktion und der deutlich kleinere Teil in der Filmproduktion für das<br />
Kino (15 %) tätig (Castendyk, Goldhammer 2013, 78). Im klassischen Produktionsbereich sind mehr<br />
als fast drei Viertel zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten projektgebunden tätig,<br />
nur ein Viertel ist betriebszugehörig.<br />
Mit der Situation von Dokumentarfilmautoren und -regisseuren beschäftigen sich Agneskirchner<br />
und Langer (2012). Sie haben eine online-Befragung bei den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft<br />
Dokumentarfilm (AG DOK) durchgeführt. An dieser Befragung haben 94 Personen teilgenommen 152 .<br />
In den Blick genommen wurden unter anderem der Standort, die Anzahl der realisierten Filme, das<br />
151 Die Schätzung erfolgt auf der Grundlage von Daten der amtlichen Statistik.<br />
152 Nach Angaben der AG DOK arbeiten von den 870 Mitgliedern 700 als Autoren oder Regisseure.