Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
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214 <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>. Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in <strong>Kultur</strong>berufen<br />
Unter Titeln wie »Die Deutschen Sterben aus« wird seit Jahrzehnten immer wieder thematisiert, dass<br />
die deutsche Bevölkerung sich nicht durch eigene Geburten reproduziert. Maß hierfür ist die Fruchtbarkeitsziffer,<br />
die Anzahl der Kinder die eine Frau (im statistischen Mittel) gebiert. 10 Für eine Reproduktion<br />
der Bevölkerung durch eigene Geburten müsste sie leicht über 2 liegen, de facto liegt sie seit<br />
Ende des Baby-Booms in den 1970er-Jahren ungefähr bei 1,4. Die Fruchtbarkeitsziffer lässt sich auf<br />
zwei verschiedene Arten bilden. Bei der„»Allgemeinen Fruchtbarkeitsziffer« (GFR 11 ) wird die Anzahl<br />
der Geburten pro Jahr auf die Anzahl der Frauen im »gebärfähigen Alter« bezogen. Bei der »Kohortenspezifischen<br />
Fruchtbarkeitsziffer« (CFR 12 ) wird für eine Alterskohorte von Frauen die bis dahin<br />
erreichte Geburtenzahl durch die Anzahl der Kohortenmitglieder dividiert. Für Alterskohorten nach<br />
dem »gebärfähigen Alter« kann man sie als »mittlere endgültige Kinderzahl« interpretieren. Die<br />
amtliche Statistik kann – mit dem Mikrozensus - Allgemeine Fruchtbarkeitsziffern ausweisen, jedoch<br />
keine kohortenspezifischen, weil das Geburtsereignis erfasst wird, aber nicht wie viele Kindern<br />
eine Frau schon zuvor das Leben geschenkt hatte. Die Ermittlung von kohortenspezifischen Geburtenraten<br />
wird möglich durch den file BIOBIRTH des SOEP. Dieser beschreibt die Geburtenbiografie<br />
aller Frauen im SOEP, gibt an die Anzahl der insgesamt geborenen Kinder, deren Geburtsjahr und<br />
Geschlecht. Wenn auch das Kind im SOEP beschrieben ist, gibt es eine Zeigervariable auf die Personennummer<br />
des Kindes. Die Geburtsbiografie der Frauen wird ergänzt durch eine Geburtsbiografie<br />
der Männer im file BIOBIRTHM, der sehr innovativ ermöglicht, nicht nur Bestimmungsgründe für<br />
Mutterschaft, sondern auch für Vaterschaft zu untersuchen. Eng verknüpft mit Fragen der Fertilität<br />
ist die Frage, ob die Eltern verheiratet sind und wann sie geheiratet haben. Darüber geben die files<br />
BIOMARSY und BIOMARSM Auskunft. Lebensjahr für Lebensjahr ist der Familienstand (ledig, verheiratet,<br />
geschieden, verwitwet) verfügbar.<br />
Hinsichtlich der Frage, welche unserer sozialen Eigenschaften und Verhaltensweisen wir ererben<br />
und inwiefern sie durch unsere Umwelt geformt werden, spielt die Zwillingsforschung eine zentrale<br />
Rolle. Im SOEP ließen sich 246 Zwillinge und 5 Drillinge ausfindig machen. Im file BIOTWIN sind<br />
diese aufgeführt. Personenzeigervariablen erlauben es, interessierende Variablen zusammenzuführen.<br />
Der file indiziert weiter, ob es sich um monozygotische oder dizygotische Zwillinge (vermutlicherweise)<br />
handelt.<br />
Für Kinder, die in SOEP-Haushalten geboren wurden, liegen Daten zu den Eltern vor. Durch Zusatzerhebungen<br />
wurden auch für die anderen Personen im SOEP Kerndaten über die Eltern abgefragt.<br />
Dies konstituiert den file BIOPAREN. Verfügbar sind für Vater und Mutter das Geburtsdatum, der Geburtsort,<br />
die Nationalität, die Religion und Angaben über deren schulische und berufliche Bildung<br />
und ihre Berufskarrieren. Diese Angabe lassen Forschung zu über Fragen der »Vererbung« von Humankapital<br />
und Sozialkapital.<br />
Wenn schon Daten über die Eltern systematisch zusammengestellt und nacherhoben werden, dann<br />
naheliegender Weise auch solche über die Kindheit und Jugend. Dies geschieht im file BIOSOC. Haben<br />
sich die Eltern um die Schule gekümmert, um den Sport? Welche Noten gab es in Mathe, Deutsch<br />
und der 1. Fremdsprache in der Schule? Welcher Schulabschluss wurde erzielt, welche Berufsausbildung<br />
absolviert? Was war der Lieblingssport in der Jugend, hat man Musik gemacht? Hat man den<br />
Wehrdienst, Zivildienst oder ein freiwilliges soziales Jahr abgeleistet, können Gründe für die Wahl<br />
benannt werden?<br />
Die Erfassung von Kindheit ist in den letzten Jahren verfeinert worden, indem Jugendliche im Alter<br />
von 17 Jahren einen speziellen Fragebogen ausfüllen und indem Eltern speziell ausführlich Angaben<br />
zu ihren Kindern machen, wenn diese 1 Jahr, 3 Jahre, 6 Jahre und 8 Jahre alt sind. (files BIOAGE01,<br />
10 Hierzu etwa ausführlich Hufnagel (2007b).<br />
11 »General Fertility Rate«<br />
12 »Cohort Fertility Rate«