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Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat

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Bestandsaufnahme zum <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong><br />

035<br />

Wird die Erwerbslosenquote im Jahr 2011 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union betrachtet,<br />

können folgende Ländergruppen gebildet werden:<br />

Übersicht 1: Erwerbslosenquote im Jahr 2011 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union<br />

Erwerbslosenquote<br />

Land<br />

über 20 % Spanien (21,8 %)<br />

zwischen 15 % und 20 % Griechenland (17,9 %), Lettland (15,6 %), Litauen (15,6 %)<br />

zwischen 10 % und 15 %<br />

zwischen 5 % und 10 %<br />

Slowakei (13,6 %), Portugal (13,4 %), Estland (12,8 %),<br />

Bulgarien (11,3 %), Ungarn (11 %),<br />

Polen (9,8 %), Frankreich (9,3 %), Italien (8,5 %), Slowenien<br />

(8,3 %), Vereinigtes Königreich (8,2 %), Finnland (7,9 %),<br />

Zypern (7,9 %), Dänemark (7,7 %), Rumänien (7,7 %),<br />

Schweden (7,7 %), Belgien (7,2 %), Tschechische Republik<br />

(6,8 %), Malta (6, 5 %), Deutschland (6,0 %)<br />

unter 5% Luxemburg (4,9 %) Niederlande (4,4 %), Österreich (4,2 %)<br />

Eigene Zusammenstellung nach <strong>Arbeitsmarkt</strong> 2011, S. 101<br />

Der Übersicht 1 ist zu entnehmen, dass Deutschland nach Luxemburg, den Niederlanden und Österreich<br />

im Jahr 2011 die viertniedrigste Erwerbslosenquote der Mitgliedstaaten der Europäischen Union<br />

aufwies. Es ist anzunehmen, dass im Jahr 2012, in dem sich insbesondere in Griechenland die Folgen<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise zuspitzten, die Erwerbslosenquote höher als im Jahr 2011 ausfallen<br />

wird. Da die Bundesagentur für Arbeit ihren Bericht zum <strong>Arbeitsmarkt</strong> 2012 im Sommer 2013 vorlegt,<br />

können an dieser Stelle nur Vermutungen geäußert werden.<br />

Aus Sicht von Walwei (2011) haben die <strong>Arbeitsmarkt</strong>reformen im Rahmen der »Agenda 2010« einen<br />

Beitrag dazu geleistet, die strukturelle Arbeitslosigkeit zurückgehen zu lassen. Kehrseite dieser Entwicklung<br />

ist laut Walwei die Zunahme atypischer Beschäftigungsformen sowie die zunehmende Lohnungleichheit.<br />

Dass in den Jahren 2009 und 2010 die Erwerbslosenquote in Deutschland gesunken<br />

ist, führt Walwei auf ein Bündel an Ursachen zurück. Dazu gehören u.a. die Regelungen zum Kurzarbeitergeld.<br />

Für bedeutsamer hält Walwei aber den Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung<br />

seit 2005, auf den im Folgenden zurückgekommen werden soll.<br />

Skeptischer wird der Erfolg der <strong>Arbeitsmarkt</strong>reformen im Rahmen der »Agenda 2010« von Knuth<br />

(2011) beurteilt. Auch er konstatiert, dass mit Blick auf die Erwerbslosenquote Deutschland im Vergleich<br />

zu anderen europäischen Staaten die Wirtschafts- und Finanzkrise des Jahres 2008 verhältnismäßig<br />

gut verkraftet hat. Als ein Problem sieht er, dass weniger Flexibilisierung tatsächlich erreicht<br />

wurde als intendiert war. Insgesamt ist nach seinen Beobachtungen der <strong>Arbeitsmarkt</strong> zähflüssiger<br />

statt flexibler geworden, da gerade diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, davor zurückscheuen,<br />

zu kündigen und eine neue Stelle anzutreten, aus Sorge vor möglicher Arbeitslosigkeit und sozialem<br />

Abstieg. Es setzen daher weniger Vakanzketten ein, was insgesamt zu einer größeren Starrheit<br />

im <strong>Arbeitsmarkt</strong> führt. Ebenso ist aus seiner Sicht festzustellen, dass Bezieher von Arbeitslosengeld<br />

I eher bereit sind, unterwertige und schlechter bezahlte Arbeit anzunehmen, um den ökonomischen<br />

Abstieg in das Arbeitslosengeld II zu vermeiden. Das heißt, dass das Sinken der Arbeitslosigkeit mit<br />

ökonomischem und Statusverzicht von Beschäftigten bezahlt wird.

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