Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat
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332 <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>. Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in <strong>Kultur</strong>berufen<br />
Original zu unterscheiden. Es geht nicht mehr um die private Kopie von Werkstücken für Freunde,<br />
sondern Portale bieten illegal Kopien von Musik, Filmen, Text oder auch Hörbüchern an. Hieraus entsteht<br />
ohne Zweifel ein erheblicher materieller Schaden für die Vermarkter von Kunst und <strong>Kultur</strong> und<br />
letztlich auch für die Künstler selbst. Denn ihr Einkommen hängt von den Erträgen der Vermarkter<br />
ab. Das Urheberrecht, ein Rechtsgebiet, für das sich bis zu diesem Zeitpunkt allenfalls wenige Experten<br />
interessierten, rückte auf einmal in den Mittelpunkt gesellschaftlicher und politischer Debatten.<br />
Nutzer mussten sich auf einmal mit dieser Fragestellung befassen.<br />
Ganz nebenbei wird dabei von einigen das gesamte kapitalistische Wirtschaftssystem in Frage gestellt,<br />
indem nämlich gesagt wird, dass zwar den Urhebern eine Vergütung gezahlt werden solle,<br />
den Vermarktern, also den Plattenfirmen, den Verlagen, den Filmproduzenten aber nicht, da sie die<br />
Künstler ohnehin nur ausbeuten. Auch wer nicht das gesamte System in Frage stellt, verweist zu<br />
Recht darauf, dass das Urhebervertragsrecht, das dazu dienen sollte, Urhebern eine angemessene<br />
Vergütung für ihre künstlerische Arbeit zu gewährleisten, nicht funktioniert. Es besteht hier ohne<br />
Zweifel Verbesserungsbedarf.<br />
Die Digitalisierung stellt, es wurde an verschiedenen Stellen bereits benannt, vor allem für die Vermarkter<br />
ein Problem dar. Es wäre aber eine Verkürzung, daraus zu schließen, dass Urheber ungeschoren<br />
blieben. Zum einen will ein nicht unbeträchtlicher Teil der Künstler mit professionellen<br />
Vermarktern zusammenarbeiten, weil sie sich bessere Verwertungschancen erhoffen oder weil sie<br />
sich einfach auf ihre Kunst konzentrieren wollen (Dückers 2012). Zum anderen bedeuten sinkende<br />
Erlöse von Vermarktern oftmals sinkende Einkommen von Urhebern.<br />
Erfreulicherweise hat die Debatte um den Wert kreativer Leistungen im Jahr 2012 neue Wendungen<br />
genommen. In den Medien kommen auch diejenigen stärker zu Wort, die sich für den Schutz des<br />
geistigen Eigentums einsetzen. Diejenigen, die für den Wert der Kreativität eintreten, gelten nicht<br />
mehr durchweg als ewig Gestrige. Zugleich ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Digitalisierung<br />
die Verwertungswege verändern wird und dass sich die Märkte in den kommenden Jahren massiv<br />
verändern werden.<br />
2.10 <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> – Chance zur Selbstverwirklichung oder doch nur dauerhaftes<br />
ökonomisches Elend?<br />
Abgesehen von vielen, hier auch angesprochenen Einzelfragen zeichnen sich zwei große Linien bei<br />
der Betrachtung des <strong>Arbeitsmarkt</strong>es <strong>Kultur</strong> ab. Zugespitzt kann die Frage formuliert werden: <strong>Arbeitsmarkt</strong><br />
<strong>Kultur</strong> – Chance zur Selbstverwirklichung oder doch nur dauerhaftes ökonomisches Elend?<br />
Ohne Zweifel ist die Situation am <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> prekär, unstreitig sind die Einkommen der<br />
Mehrzahl der Künstler sehr gering, ohne Zweifel befindet sich der <strong>Arbeitsmarkt</strong> in vielen Feldern in<br />
einem massiven Umbruch, ohne Zweifel ist die soziale Absicherung in vielen Bereichen unzureichend.<br />
Handelt es sich also durchweg um bedauernswerte Hungerleider, die im <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> arbeiten?<br />
Die Überspitzung der Fragestellung zeigt schon, dass dem nicht so ist. Im <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong> gibt<br />
es eine sehr große Einkommensspreizung: auf der einen Seite die Topverdiener und auf der anderen<br />
diejenigen, die kaum ein Auskommen mit dem Einkommen haben. Allerdings, der Ruhm im <strong>Arbeitsmarkt</strong><br />
<strong>Kultur</strong> ist oft von nur kurzer Dauer. Letzteres wurde in den Büchern »Künstlerleben: Zwischen<br />
Hype und Havarie« 2 und »<strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>: Vom Nischenmarkt zur Boombranche« 3 von<br />
unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Wer heute noch ein gefragter Star ist, kann morgen schon ver-<br />
2 Künsterleben: Zwischen Hype und Havarie. Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geiler, Berlin 2010<br />
3 <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong>: Vom Nischenmarkt zur Boombranche. Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geiler, Berlin 2012