Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat

Bestandsaufnahme zum Arbeitsmarkt Kultur
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Abb. 5: Erwerbsquote von Frauen in Westdeutschland in den Jahren 1991, 1995, 2000, 2005
und 2010 differenziert nach Altersgruppen
90
80
70
Erwerbsquote in %
60
50
40
30
20
10
0
15-25
20-25
25-30
30-35
35-40
40-45
45-50
50-55
55-60
Altersgruppen
1991 1995 2000 2005 2010
60-65
gesamt
Eigene Darstellung nach Arbeitsmarkt 2011, 62 9
Werden die verschiedenen Altersgruppen betrachtet, so fällt zuerst ins Auge, dass die Erwerbsquote
von Frauen im Alter zwischen 60 und 65 stark angestiegen ist. Betrug sie im Jahr 1991 nur 12,2 %, so
liegt sie im Jahr 2010 bei 36,3 %. Frauen, die im Jahr 1991 60 Jahre alt waren, wurden 1930 geboren und
waren, so ist zu vermuten, besonders stark mit dem in den 1950er- und 1960er-Jahren propagierten
Familienbild der nicht – oder nur – hinzuverdienenden Hausfrau konfrontiert. Frauen, die im Jahr
2010 60 Jahre alt sind, wurden 1950 geboren und haben die stärkere Erwerbsorientierung von Frauen
in Folge der zweiten Frauenbewegung 10 miterlebt. Es ist zu vermuten, dass diese Prozesse zu einer
höheren Erwerbsquote in dieser Altersgruppe beigetragen haben. Ebenso liegt die Vermutung nahe,
dass dieser Prozess in den nächsten Jahren anhalten wird. Denn auch in den Alterskohorten 55 bis
60 Jahre, 50 bis 55 Jahre und 45 bis 50 Jahre liegt die Erwerbsquote westdeutscher Frauen 2010 deut-
9 In Arbeitsmarkt 2011 wird sich in der dieser Abbildung zugrundeliegenden Tabelle auf Werte des Mikrozensus, der vom
Statistischen Bundesamt erhoben wird, bezogen. Gemessen wird der Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung
im Alter von 15 bis unter 65 Jahren. Die Ergebnisse beziehen sich bis einschließlich 2004 auf März, April oder Mai. Ab
2005 sind es Jahresdurchschnittswerte. Bis 2005 wird Berlin-West zu Westdeutschland gezählt, ab diesem Zeitpunkt zu
Ostdeutschland. Für das Jahr 2011 lagen bei Drucklegung von Arbeitsmarkt 2011 die Daten noch nicht vor. (Arbeitsmarkt
2011, 62)
10 Unter zweiter Frauenbewegung wird die sich Anfang der 1970er-Jahre etablierende Bewegung von Frauen verstanden,
die sich für Emanzipation, Gleichstellung usw. einsetzten. Eine der Protagonistinnen war Alice Schwarzer. Zur
Bewusstseinschärfung hat aber auch das Jahr der Frau 1975 sowie viele einzelne Aktivitäten in Vereinen und Verbänden,
in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen usw. beigetragen. In diesen Kontext ist in Westdeutschland auch die Gründung
der ersten Frauenbuchläden einzuordnen. Ebenso setzten sich Frauen künstlerisch mit ihrer und der Lebenssituation
anderer Frauen auseinander. Keineswegs alle Frauen fühlten sich durch die Aktivitäten angesprochen oder gar vertreten.
Viele lehnten diese Aktivitäten ab. Insgesamt entstand aber ein gesellschaftliches Klima, das zu einer stärkeren
Wahrnehmung von Frauen außerhalb der Rolle als Hausfrau und Mutter führte.